Gesellschaft
Pandemie: Mehrheit sieht sich durch Kirchen nicht unterstützt
14.12.2021

Erfurt (IDEA) – Die große Mehrheit der Bürger hat nach eigenen Angaben in der Corona-Pandemie keine Unterstützung durch Religionsgemeinschaften erhalten. Das geht aus einer Befragung durch Theologen der Universität Erfurt im Rahmen der repräsentativen COSMO-Studie (COVID-19 Snapshot Monitoring) hervor.
Demnach äußerten 84,7 Prozent der rund 1.000 Befragten, keine Hilfe von den Religionsgemeinschaften bekommen zu haben. Von den Kirchenmitgliedern sagten das drei Viertel der Katholiken (74,7 Prozent) und vier Fünftel der Evangelischen (81,6 Prozent). 23,7 Prozent der Katholiken und 16,3 Prozent der Protestanten sahen sich von ihrer Kirche unterstützt.
Hilfe durch gottesdienstliche Begleitung bekamen demnach zehn Prozent der befragten Katholiken und fast acht Prozent der Protestanten. Bei alltäglichen Problemen unterstützt fühlten sich jeweils rund sechs Prozent der Mitglieder aus beiden Kirchen. Bei Sinnfragen erfuhren gut fünf Prozent der Katholiken und vier Prozent der Evangelischen Hilfe durch ihre Kirche. Deutlicher war der Unterschied im Blick auf Trauersituationen: Hier erlebten mehr als sieben Prozent der Katholiken Unterstützung durch ihre Kirche, aber nur zwei Prozent der Protestanten.
Präsenz-Gottesdienstbesuch niedriger als vor Corona
Die Umfrage ergibt auch, dass die Teilnahme an Präsenzgottesdiensten nicht mehr das Niveau vor Ausbruch der Pandemie erreicht hat. Die Befragten konnten auf einer Skala angeben, wie häufig sie am Gottesdienst teilnehmen: von 1 (nie) bis 5 (sehr regelmäßig). Vor der Corona-Zeit war der Durchschnittswert bei Katholiken 1,98 und bei Protestanten 1,8. Nach Lockerung der Kontaktbeschränkungen im Mai/Juni war der Wert bei Katholiken 1,62 und bei Evangelischen 1,49.
Laut der Umfrage befürwortet eine deutliche Mehrheit in der Bevölkerung öffentliche Trauerfeiern für die in der Pandemie Verstorbenen. Dagegen ist bei den Kirchenmitgliedern etwa ein Drittel: 36,7 Prozent der Katholiken und 31,1 der Protestanten. Wie es in einer Auswertung des katholischen Liturgiewissenschaftlers Prof. Benedikt Kranemann heißt, spielt Religion in der Pandemie keine herausragende Rolle. Wenige Menschen fühlten sich durch die Kirchen gut betreut. Kranemann zufolge steht die Wahrnehmung der Menschen offenbar in deutlichem Widerspruch zur Selbstwahrnehmung der Institution.
COSMO ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt der Universität Erfurt, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sowie von fünf wissenschaftlichen Instituten bzw. Zentren. Sie wollen Erkenntnisse gewinnen, wie die Bevölkerung die Corona-Pandemie wahrnimmt.
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