Menschenrechte
Pakistan: Pastor zum Tode verurteilt
11.01.2022
Rawalpindi (IDEA) – In Pakistan ist der seit 2012 inhaftierte evangelische Pastor Zafar Bhatti zum Tode verurteilt worden. Das berichtet die katholische Nachrichtenagentur Fides.
Der 58-Jährige wurde beschuldigt, blasphemische Textnachrichten verschickt zu haben. Das Todesurteil erging am 3. Januar durch ein Bezirksgericht in Rawalpindi. Bhatti war bereits im Mai 2017 wegen Beleidigung des Propheten Mohammed und dessen Mutter zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Im Jahr 2012 hatte der Pastor die Wohltätigkeitsorganisation „Jesus World Mission“ und eine Hauskirche gegründet.
Bhatti hatte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe stets bestritten. Die zum Versenden der blasphemischen Textnachrichten verwendete SIM-Kartennummer war nicht auf seinen Namen registriert. Eine Muslimin namens Ghazala Khan wurde als Inhaberin der SIM-Kartennummer ermittelt. Das Gericht verurteilte die Frau im April 2013, ließ sie aber auf Kaution frei. In Pakistan ist kein anderer wegen Blasphemie Beschuldigter so lange in Haft wie Bhatti.
Der christliche Menschenrechtsaktivist Ilyas Samuel äußerte sich gegenüber Fides bestürzt über das Urteil: „Ich bedauere, dass der Missbrauch der Blasphemiegesetze so weit verbreitet ist und als Racheinstrument gegen unschuldige Menschen eingesetzt werden kann.“ Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA hatten Bhatti 2014 als „Gefangenen des Monats Januar“ benannt und dazu aufgerufen, sich für ihn einzusetzen und für ihn zu beten.
Christ auf Kaution freigelassen
Wie Fides weiter berichtet, wurde am 5. Januar der Christ Nadeem Samson nach vier Jahren Haft auf Kaution freigelassen. Das entschied der Oberste Gerichtshof. Samson war im November 2017 unter dem Vorwurf verhaftet worden, ein gefälschtes Facebook-Konto eingerichtet zu haben, auf dem er angeblich blasphemische Inhalte postete. Der Präsident der Organisation „Voice for Justice“ (Stimme für Gerechtigkeit), Joseph Jansen, begrüßte gegenüber Fides die Entscheidung. Nach seinen Angaben geht es bei dem Streit mit dem Beschwerdeführer um Geld- und Vermögensfragen.
Die meisten Fälle von Gotteslästerung beruhten auf falschen Anschuldigungen, auf Familienstreitigkeiten oder religiösen Vorurteilen. Jansen zufolge müssten diejenigen, die andere fälschlich der Blasphemie beschuldigen, vor Gericht gestellt und ordnungsgemäß bestraft werden. Von den über 216 Millionen Einwohnern Pakistans sind 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen und zwei Prozent Hindus.
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