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Orthodoxe in Deutschland: Zahl seit 1993 mehr als vervierfacht

01.12.2022

In orthodoxen Kirchen ist das Entzünden von Kerzen vor den Ikonen ein Element der aktiven Mitfeier der Eucharistie. Foto: unsplash.com
In orthodoxen Kirchen ist das Entzünden von Kerzen vor den Ikonen ein Element der aktiven Mitfeier der Eucharistie. Foto: unsplash.com

Bensheim (IDEA) – Die orthodoxen Kirchen in Deutschland sind in den vergangenen drei Jahrzehnten stark gewachsen: von insgesamt rund 500.000 Mitgliedern im Jahr 1993 auf aktuell schätzungsweise weit über zwei Millionen. Das schreibt der promovierte rumänisch-orthodoxe Theologe Ciprian Burlacioiu im Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim.

Der Privatdozent arbeitet zu Aspekten der globalen Christentumsgeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität München. Wie er weiter ausführt, ist dieses Wachstum „maßgeblich – wenn nicht ausschließlich – durch Migration erfolgt“. Rund 99 Prozent aller orthodoxen Christen in Deutschland hätten einen sogenannten Migrationshintergrund. Die hiesige Orthodoxie könne im engsten Sinne des Wortes als eine Migrationskirche betrachtet werden.

Orthodoxe Gemeinden oft Gäste in evangelischen und katholischen Kirchen

Aus Mangel an eigenen Kirchenräumen nähmen orthodoxe Gemeinden die Gastfreundschaft vor allem evangelischer und römisch-katholischer Kirchen in Anspruch. In vielen Fällen werde eine solche Gastfreundschaft zu einem dauerhaften Zustand. Dem Theologen zufolge bleibt die Orthodoxie in Deutschland maßgeblich durch Migration und Diasporaerfahrung geprägt.

Der Begriff Diaspora stammt aus dem Griechischen und bedeutet Zerstreuung. Orthodoxe Diaspora ist laut Burlacioiu zwar nicht neu, der Umfang und die Ausbreitung der verschiedenen Diasporagemeinschaften hätten aber im 20. Jahrhundert ein Ausmaß erreicht, das eine neue historische Dimension darstelle. Diese Realität habe auch die sogenannten Mutterkirchen verändert.

Millionen orthodoxe Rumänen leben im Ausland

Die orthodoxen „Nationalkirchen“ müssten sich nicht mehr nur um die eigenen Gläubigen im etablierten Parochialsystem vor Ort kümmern, sondern diese auch über transregionale und transnationale Netzwerke erreichen. Somit veränderten sich Nationalkirchen in transnationale religiöse Akteure, deren geografische Schwerpunkte sich längst diversifiziert hätten.

So seien in den letzten etwa 30 Jahren zum Beispiel Spanien, Italien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Österreich wichtige Interessengebiete des rumänischen Patriarchats geworden. In diesen Ländern lebten inzwischen mehrere Millionen orthodoxe Rumänen. So sei das für Italien eigens ins Leben gerufene Bistum des rumänischen Patriarchats auf über 300 Gemeinden angewachsen.

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