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Kommentar

Nein, Herr Kyrill!

19.10.2022

Wladimir Putin ist 70 Jahre alt. Foto: Picture Alliance/Malte Ossowski; Sven Simon
Wladimir Putin ist 70 Jahre alt. Foto: Picture Alliance/Malte Ossowski; Sven Simon

Ist es angebracht, für ein langes Leben von Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu beten? Pfarrer Jürgen Henkel hält das für falsch.

Jüngst feierte der russische Diktator, Kriegsverbrecher und Massenmörder Wladimir Putin seinen 70. Geburtstag. Er persönlich hat mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Februar 2022 Abertausenden von Menschen den Tod gebracht und die ganze Welt auch ins wirtschaftliche und inflationäre Chaos gestürzt. Putin lässt zivile Ziele bombardieren – Krankenhäuser, Schulen, Brücken, belebte Plätze und sogar Kirchen – und scheut sich nicht, die orthodoxen Glaubensgeschwister in der Ukraine mithilfe islamistischer Kampfeinheiten abzuschlachten. So sieht seine Vorstellung von „Befreiung“ aus.

Der Patriarch betreibt Kriegspropaganda

Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, wie Putin selbst früher ranghoher KGB-Offizier, erteilt diesem verbrecherischen Angriffskrieg, der ja auch seine eigenen Kirchen und Gläubigen in der Ukraine trifft, bekanntlich regelmäßig seinen Segen. Er befürwortet dieses Gemetzel als heiligen Krieg und verbreitet in hemmungsloser Anbiederung an das Regime die Kriegspropaganda des Kreml-Despoten, der Kriegsgegner brutalstmöglich niederprügeln und das Aussprechen des Wortes „Krieg“ mit langen Haftstrafen ahnden lässt.

Lieber für den Sturz Putins beten

Längst hat der russische Patriarch sich selbst und seine Kirche mit seiner Kriegsrhetorik international völlig isoliert, auch in der orthodoxen Welt. Ein neuerlicher Tiefpunkt ist nun die Anweisung Kyrills aus Anlass des Geburtstags Putins an seine Priester, für ein langes und gesundes Leben Putins zu beten. Nein, Herr Kyrill! Für diesen Despoten und Kriegsverbrecher braucht kein Priester um ein langes Leben und Gesundheit bei Gott zu beten. Gebete für ein sofortiges Ende des Krieges, für den Sturz Putins und seines Regimes sowie für Demokratie und Menschenrechte in Russland sind hier eher angebracht. Dieser Patriarch ist eine Schande für seine Kirche und für Russland.

Jürgen Henkel (Selb) ist Gemeindepfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Schriftleiter der Zeitschrift „Auftrag und Wahrheit. Ökumenische Quartalsschrift für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“.

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