Frei-/Kirchen
Nach „schrecklichem Fehler“: EKBO plant Wiedergutmachung
15.10.2021
Berlin (IDEA) – Die Beisetzung eines Rechtsextremisten im ehemaligen Grab des jüdischstämmigen Musikwissenschaftlers Max Friedlaender (1852–1934) auf einem kirchlichen Friedhof in Stahnsdorf bei Potsdam hat für Empörung gesorgt. Nun ist die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) um Wiedergutmachung bemüht. Sie plant eine Gedenkstätte für Friedlaender, der Mitglied der evangelischen Kirche war. Das teilte die Beauftrage für Erinnerungskultur der EKBO, Marion Gardei (Berlin), gegenüber dem Rundfunk Berlin-Brandenburg mit. Außerdem wolle man sein Leben erforschen, um damit zu versuchen, die falsche Entscheidung „zu heilen“.
Zum Hintergrund: Am 8. Oktober wurde der im August verstorbene Holocaustleugner Henry Hafenmayer in der ehemaligen Grabstätte Friedlaenders auf dem evangelischen Südwestkirchenhof in Stahnsdorf bestattet. Wie die EKBO im Nachgang mitteilte, wurde die „Brisanz des Vorgangs“ im Vorfeld nicht erkannt. „Es war eine Beisetzung ohne evangelische Begleitung. Die Entscheidung, die Anfrage nach einer Grabstätte nicht abzulehnen, wurde im Konsistorium der EKBO getroffen“, so die Landeskirche. Dabei habe man sich von dem Grundsatz leiten lassen, dass jeder Mensch ein Anrecht auf eine letzte Ruhestätte habe. Dennoch sei die Auswahl der Grabstätte „ein Fehler“ gewesen.
Bischof Stäblein: Schändung des Grabes aufarbeiten
Der Bischof der EKBO, Christian Stäblein, sprach von einem „schrecklichen Fehler“ und einem „erschütternden Vorgang“. Bei einem Besuch der Grabstätte am 12. Oktober sagte er: „Ich möchte alles daran setzen, diese Schändung des Grabes von Max Friedlaender aufzuarbeiten.“ Auf ihrer Internetseite gibt die EKBO Antworten auf unterschiedliche Fragen zu der Thematik. Dort heißt es, dass Friedlaenders Grabstätte 1980 abgelaufen sei und derzeit der rechtliche Rahmen für eine Umbettung der Urne Hafenmayers geprüft werde. Dessen Beisetzung im ehemaligen Grab von Friedlaender hatte heftige Kritik ausgelöst, etwa beim Zentralrat der Juden, bei der Bundesregierung sowie bei den Landesregierungen von Berlin und Brandenburg.
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