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Porträt

Mutig bei BILD

16.08.2022

Ralf Schuler ist seit 2011 Leiter der Parlamentsredaktion bei BILD. Foto: picture-alliance/Eventpress
Ralf Schuler ist seit 2011 Leiter der Parlamentsredaktion bei BILD. Foto: picture-alliance/Eventpress

Es dürfte nicht viele Christen geben, die BILD lesen. Denn Deutschlands größte Tageszeitung ist oft reißerisch, vereinfachend, immer mal wieder versaut (Sexstories), aber bestens informiert. Ein Porträt des IDEA-Vorsitzenden Helmut Matthies

Ich habe jahrzehntelang gegen BILD bei IDEA angeschrieben, bis ich feststellte: Gott hat überall seine Leute – selbst dort. Da ist Daniel Böcking: Bei Recherchereisen für BILD ist er Christ geworden, schrieb den Bestseller „Ein bisschen Glauben gibt es nicht. Wie Gott mein Leben umkrempelt“. Heute ist er verantwortlich u. a. für die Internetoptimierung. Zu seinem Christsein bekennt sich in BILD außer dem Protestanten Böcking auch der katholische Publizist Alexander von Schönburg, dessen Kulturkolumne „Was Sie noch lesen müssen“ für mich zum Originellsten in BILD gehörte. Leider erscheint die Kolumne seit Anfang des Jahres nicht mehr.

Topjournalist verlässt Springer

Nun wirft der einflussreichste Christ bei BILD das Handtuch: Ralf Schuler, seit 2011 Leiter der Parlamentsredaktion. Er wurde bereits 1993 vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger mit dem renommiertesten Journalistenpreis ausgezeichnet: dem Theodor-Wolff-Preis. Warum Schuler (Jahrgang 1965) seinen hoch dotierten Posten verlässt, hängt mit einer bedauerlichen Richtungsänderung von Deutschlands größtem Zeitungshaus zusammen: Axel Springer. Am 1. Juni erschien in Springers Tageszeitung „Die Welt“ ein Gastbeitrag, in dem den öffentlich-rechtlichen Medien vorgeworfen wurde, für Vielgeschlechtlichkeit zu werben und Kinder „aufdringlich“ zu sexualisieren (IDEA 23/2022 und idea.de/ideologie). Das blieb nicht ohne heftigsten Protest – besonders von grüner Seite. Springer-Chef Mathias Döpfner knickte prompt ein. Nun hieß es, BILD stehe „fest an der Seite der LBGTQ-Community“ – die Abkürzung steht für die Community (Gemeinschaft) von Lesben, Bisexuellen, Schwulen, Transgender, intersexuellen und queeren (nicht heterosexuellen) Menschen. Schuler widersprach. In seinem Kündigungsschreiben heißt es, diese Einseitigkeit könne er „nicht mittragen“. Es sei besorgniserregend, dass „Springer“ selbst einen so „plump-albernen“ Aufkleber wie „oh deer, I’m queer“ produziere.

Entschiedener Christ

Schulers Einsatz für Meinungsvielfalt hängt mit seinem Erleben zur DDR-Zeit zusammen. Er verweigerte sich der Stasi, hielt sich zur in seiner Region oppositionellen evangelischen Kirche. Weil er eine Unteroffizierslaufbahn bei der DDR-Armee aus Glaubensgründen ablehnte, durfte er nicht an der Filmhochschule Babelsberg studieren.

Zu seinem Bedauern verlangt „Springer“, dass Schuler bis zum Ende seiner Kündigungsfrist zum 31. März bleibt. Das aber könnte für BILD auch positiv sein. Denn Schuler steht für Kritik an grün-linker Ethik (pro Abtreibung u. a.) und für mehr „C“ bei CDU/CSU. Eine seltene Kombination. Schuler ist entschiedener Christ, leidet aber unter seiner Kirche. Bei einem von IDEA vermittelten Treffen von führenden christlichen Journalisten in Berlin mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm 2019 mahnte er: „Die evangelische Kirche sollte sich wieder besinnen auf ihr Kerngeschäft: Gott und Glaube“. Vielleicht hat der Starjournalist ja bald mehr Zeit, um beispielsweise noch häufiger für IDEA zu schreiben.

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