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Gesellschaft

„MOVEO22“: Corona wirkte als „Entschleunigungsvirus“

01.09.2022

Der Geschäftsführer des Kölner rheingold Instituts für Kultur-, Markt- und Medienforschung, der Psychologe Stephan Grünewald. Foto: IDEA/ Klaus Rösler
Der Geschäftsführer des Kölner rheingold Instituts für Kultur-, Markt- und Medienforschung, der Psychologe Stephan Grünewald. Foto: IDEA/ Klaus Rösler

Frankfurt am Main (IDEA) – Die Klimakrise belastet die Menschen heute weniger stark als der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie. Das sagte der Geschäftsführer des Kölner rheingold Instituts für Kultur-, Markt- und Medienforschung, der Psychologe Stephan Grünewald, zum Auftakt des christlichen Medienkongresses „MOVEO22“, der am 1. und 2. September in Frankfurt am Main stattfindet. Vor rund 120 kirchlichen Journalisten sprach Grünewald zum Thema „Wie tickt Deutschland in der Krisenpermanenz?“.

In Interviews habe sein Institut herausgefunden, dass der Ukraine-Krieg zunächst zu einer „unfassbaren Schockwirkung“ geführt habe. Derzeit werde er aber von vielen ausgeblendet. Corona sei als „bedrohliches Angstszenario“ erlebt worden, weil sich die Pandemie immer mehr ausgeweitet habe. Bei Rückfragen zur Klimakrise hätten die Interviewpartner die Bedrohung als weniger stark geschildert – verbunden mit einer Tendenz, sie auszusitzen.

Wie er ausführte, hat die Corona-Pandemie gesellschaftlich als „Entschleunigungsvirus“ gewirkt. Viele Menschen hätten sich gefragt, was wirklich wichtig ist Leben ist und nach einem neuen Lebenssinn gesucht. Es habe sich eine zunehmende Wachstumsskepsis breitgemacht, indem sich die Menschen gefragt hätten, was es für einen Sinn im Leben jenseits des Geldverdienens gebe. Die Antwort sei für viele eine neue „Work-Life-Balance“ mit mehr Zeit für Familie und Freunde. Während es vor der Pandemie ein Ziel gewesen sei, möglichst viele Freunde in den Sozialen Medien zu haben, zählten jetzt nur die echten Freunde. Mit ihnen zusammen wolle man etwas Sinnvolles tun, so Grünewald: „Virtuelle Freunde wurden wie Altkleider entsorgt.“

Corona: Zwei Drittel der Bürger bleiben vorsichtig

Unter Berufung auf eigene Umfragen sagte Grünewald, dass zwei Drittel aller Bürgen auch nach der Corona-Panademie weiter vorsichtig bleiben und etwa Menschenansammlungen meiden wollten. 25 Prozent wollten das Leben so wie früher leben und neun Prozent ausgelassen feiern und das Leben genießen. Daraus folge aber, dass die Kirche und andere gesellschaftliche Gruppen aktuell nicht auf Großveranstaltungen, sondern auf kleinere Veranstaltungen setzen sollten. Dabei sollten sie Themen aufgreifen, die Lust machten, mit dabei zu sein. Welche das sein könnten, sagte Grünewald nicht.

Krisen nicht dramatisieren

Auf eine Rückfrage aus dem Publikum, ob die Kirchen die Krisen in ihrer Verkündigung ansprechen sollten, meinte Grünewald, diese sollten nicht dramatisiert werden. Zugleich wollten die Menschen als mündige Bürger und auch Gemeindemitglieder nicht beruhigt oder mit einfachen Ratschlägen abgespeist werden. Wenn man mit ihnen über die Krisen spreche, seien auch Angebote nötig, wie man durch sie hindurchkomme.

Eine besonders wichtige Rolle spielten derzeit Geistliche. Wenn sie eine „charismatische Persönlichkeit“ hätten, seien ihre Gottesdienste auch weiter gut besucht. Der Sonntag als Tag des Gottesdienstes habe sich bewährt. Im Trägerkreis des Kongresses arbeiten zahlreiche christliche Initiativen und Werke mit, darunter die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar). Mit dabei sind ferner unter anderem Bibel TV (Hamburg), das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP/Frankfurt am Main), die Christliche Medieninitiative pro, ERF – der Sinnsender (beide Wetzlar) sowie die Stiftung Marburger Medien.

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