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Gesellschaft

Mord in Illerkirchberg: Christen helfen bei Trauerbewältigung

08.12.2022

Illerkirchberg: Markierungen der Spurensicherung der Polizei sind an einem Tatort auf einem Weg angebracht. Foto: Picture Alliance/Bernd Weißbrod
Illerkirchberg: Markierungen der Spurensicherung der Polizei sind an einem Tatort auf einem Weg angebracht. Foto: Picture Alliance/Bernd Weißbrod

Illerkirchberg (IDEA) – Nach dem Mord an einer 14-Jährigen in Illerkirchberg bei Ulm bieten Kirchengemeinden ihre Hilfe bei der Trauerbewältigung an. Das Mädchen war am 5. Dezember gemeinsam mit einer 13-Jährigen auf dem Schulweg von einem Mann mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Beide Mädchen wurden kurz darauf ins Krankenhaus eingeliefert, der mutmaßliche Täter flüchtete in eine nahe gelegene Flüchtlingsunterkunft. Die 14-Jährige mit türkischen Wurzeln erlag schließlich ihren Verletzungen, während ihre Begleiterin überlebte und nach Angaben des Polizeipräsidiums Ulm nicht in Lebensgefahr schwebt.

Laut Polizeiangaben nahmen die Beamten im Zuge der Durchsuchung der Flüchtlingsunterkunft drei Eritreer fest. Während sich der Verdacht gegen zwei von ihnen nicht erhärtet habe, stehe ein 27-Jähriger, „der verletzt in der Unterkunft angetroffen wurde, im dringenden Verdacht, die Mädchen in Tötungsabsicht angegriffen zu haben“. Die Polizisten fanden bei seiner Durchsuchung auch ein Messer, das „als Tatwaffe in Betracht“ komme. Inzwischen wurde bekannt, dass einer der beiden anderen kurzzeitig Festgenommenen am 7. Dezember Selbstmord begangen hat. Die Polizei ermittelt noch.

Trauerandacht der Kirchengemeinden

Der Landesbischof der württembergischen Landeskirche, Ernst-Wilhelm Gohl (Stuttgart), hatte in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember auf seiner Instagram- und Facebook-Seite ein kurzes Gebet veröffentlicht: „Barmherziger Gott, sei in dieser Nacht bei allen Trauernden, ganz besonders bei den Familien der beiden Mädchen.“

Der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Illerkirchberg, Andreas Wündisch, hat am 6. Dezember gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer Jochen Boos eine Andacht in der katholischen Kirche St. Sebastian im Ortsteil Oberkirchberg geleitet. Auch zwei Mitglieder des Vorstands der alevitischen Gemeinde in Ulm, der die getötete 14-Jährige angehört hatte, richteten dabei einige Worte an die Teilnehmer.

Der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte Wündisch, dass die Menschen im Ort noch immer „geschockt und fassungslos“ seien. Die Aufgabe der Christen sehe er nun darin, für die Menschen da zu sein und bei der Trauerbewältigung zu helfen. Die Andacht sei in diesem Zusammenhang ein wichtiger erster Schritt gewesen. Nach einer solchen Tat könne man zwar nicht einfach nur „Liebe darüber gießen“. Das Verbrechen müsse aufgearbeitet und der Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Zugleich komme es jedoch darauf an, dass sich alle darauf verständigten, dass man niemals Gewalt ausüben dürfe. Er wolle sich dafür einsetzen, so Wündisch, dass sich die Menschen mit Liebe begegneten, auch wenn das „harte Arbeit“ sei.

Klagen über Belästigungen durch Asylbewerber

Das getötete Mädchen wurde am 7. Dezember unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Daran nahmen nach Medienberichten mehr als 1.000 Menschen teil, darunter der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) und der türkische Botschafter in Deutschland, Ahmet Başar Şen.

Laut Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) geben viele türkischstämmige Frauen und Männer aus Illerkirchberg den Kommunalpolitikern eine Mitschuld an dem Mord. Es sei bekannt gewesen, „dass die Asylbewerber immer mal wieder Mädels und auch die Kinder des gegenüberliegenden Kindergartens belästigt haben“, zitiert die FAZ eine Mutter mehrerer Kinder aus Ulm.

Eine andere Flüchtlingsunterkunft in Illerkirchberg war bereits im Herbst 2019 in die Schlagzeilen geraten, als vier Asylanten aus dem Irak und Afghanistan ein 14-jähriges Mädchen betäubt und teilweise mehrfach vergewaltigt hatten. Sie wurden im März 2021 zu Haftstrafen von zwei Jahren und drei bzw. zwei Monaten verurteilt. Das Verfahren gegen einen 15-jährigen Iraner war damals laut Medienberichten nach der Verständigung auf einen Täter-Opfer-Ausgleich eingestellt worden.

Bürgermeister: Flüchtlinge nicht unter Generalverdacht stellen

Illerkirchbergs parteiloser Bürgermeister Markus Häußler hat inzwischen in einem Offenen Brief dazu aufgerufen, „den bei uns lebenden Geflüchteten aller Nationen weiterhin offen zu begegnen und diese nicht unter Generalverdacht zu stellen. Der Angriff auf die beiden Mädchen muss mit aller Konsequenz verfolgt und bestraft werden – dieses heimtückische Verbrechen hat aber eine einzelne Person begangen, nicht eine Bevölkerungsgruppe.“

Aus dem Schreiben geht außerdem hervor, dass in Illerkirchberg derzeit rund 50 Asylbewerber in den fünf kommunalen Flüchtlingsheimen untergebracht sind. Außerdem leben knapp 30 ukrainische Flüchtlinge in privaten Wohnungen.

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