Bericht
„Mein Hilfsmittelchen ist Jesus“
20.02.2025

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Weltweit bauen prominente Leichtathleten ein frommes Netzwerk auf. Die Konkurrenten aus dem Stadion treffen sich nach den Wettbewerben zur Bibelstunde. Dazu gehört die 22-jährige Weitspringerin und Olympiateilnehmerin Mikaelle Assani. IDEA-Gastautor Axel Rothkehl hat sie in Karlsruhe getroffen.
Leistungssportler sind sensibel. Erst recht, wenn der Saisonhöhepunkt ansteht. Dann zählt jede Minute Schlaf. Das kennt auch die deutsche Leichtathletin Mikaelle Assani. An ihrem Wettkampftag im Sommer 2024 war sie im olympischen Dorf in Paris gerade wach geworden, als es um 6.30 Uhr an der Tür klopfte. Dort stand die 26-jährige Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye. „Sie ist nur für mich so früh aufgestanden, obwohl Yemisi ihren Wettbewerb noch vor sich hatte. Damit ich gut durch den Tag komme, wollte sie mit mir beten“, erzählt Assani.
Ein paar Monate später in Karlsruhe wirkt es fast wie ein Wettkampf um Gemeindebesucher: Ogunleye, die in Paris Olympiasiegerin wurde, lädt bei Instagram zu einem Jugendgottesdienst in der „Christ Gospel City-Church“ ein. Zeitgleich macht ihre 22-jährige Nationalmannschaftskollegin Assani acht Kilometer weiter östlich im Stadtteil Durlach in der Gemeinde „Agape“ Fotos, um für ihre Kirche zu werben.
Die beiden Athletinnen haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen Menschen für Jesus begeistern. Auch alltägliche Neuigkeiten postet Assani: etwa Bilder von ihren Haaren, die nun rötlich schimmern. Ihre aus Kamerun stammende Mutter ist Friseurin und hat Strähnen eingeflochten. Der eigene Salon, den Georgette Assani bis vor wenigen Jahren führte, lag direkt neben dem Gemeindesaal. „Wir sind dann einige Zeit nicht mehr als Familie in den Gottesdienst gegangen. Der Grund war Corona, weil die Kirche geschlossen war“, erinnert sie sich. „Wir haben zu Hause unseren eigenen Gottesdienst gefeiert.“
Da saßen sie jeden Sonntag zu fünft: Mikaelle mit Schwester Joy, Bruder Joel, ihre Mutter und der Vater, der in Nigeria „streng katholisch“ aufgewachsen sei. Sie sangen, beteten, und die Geschwister wechselten sich Woche für Woche mit einer kleinen Predigt ab. „Das alles dauerte manchmal zwei bis drei Stunden.“
Als IDEA einen Gottesdienst in Assanis Gemeinde besucht, sind etwa 230 Christen gekommen. Mikaelle Assani steht in Gespräche vertieft im Gang, Bruder Joel ist auch dabei. Er macht eine Ausbildung zum Mediengestalter und engagiert sich in der PR-Arbeit der Agape-Gemeinde. Assani liebt den Lobpreis und die Gemeinschaft, „die mir den Rücken stärkt“.

Wenn sich Sportler zu Jesus bekennen
Vor 20 Jahren waren es brasilianische Fußballprofis, die sich in der Bundesliga mit Sprüchen wie „Jesus ist meine Kraft“ auf T-Shirts vor einem Millionenpublikum zu ihrem Glauben bekannten. Religiöse Botschaften auf dem Platz hat der Weltfußballverband FIFA längst verboten.
Jetzt sind es gläubige Leichtathleten, die ein Netzwerk geknüpft haben – allen voran die Olympiazweite 2024 im Hochsprung, Nicola Olyslagers (Australien). In Assanis Freundeskreis in Deutschland bekennen sich Hochspringerin Blessing Enatoh oder Weitspringerin Ruth Hildebrandt zu Jesus. Bei den Männern zeigen sich die Hamburger Sprinter Lucas Ansah-Peprah oder Owen Ansah als Christen. Mit Ansah trat Assani im Aktuellen Sportstudio des ZDF auf.
Große Aufmerksamkeit erreichte ein Videoclip bei Instagram aus der Olympiavorbereitung: Kugelstoßerin Ogunleye sang mit dem deutschen Leichtathletik-Weltstar Malaika Mihambo in einem Treppenhaus das Lobpreislied „Gratitude“ (Dankbarkeit). In den Kommentaren wunderte sich ein Fan, warum Assani nicht dabei war. „Ich lag ein Stockwerk höher beim Physiotherapeuten auf der Pritsche und wurde durchgeknetet“, erzählt sie heute lachend. „Ich habe das mitbekommen, weil alle Fenster offen standen, und dachte nur: Wow!“

Psalmworte machten Mut
Kurz zuvor war Assani bei der Europameisterschaft in Rom eine persönliche Bestleistung von 6,91 Meter gesprungen. Beste Voraussetzungen für Olympia in Paris. Während der Wettkämpfe helfen ihr Lieblingsverse aus der Bibel. Die hat sie eigentlich auf dem Smartphone gespeichert. Das Gerät dürfen die Athleten aber nicht mit auf die Tartanbahn nehmen. So lernt Assani Verse wie „Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken; Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht“ (aus Psalm 46) auswendig.
Doch bei den Olympischen Spielen in Paris klappte nichts. Sie war mit eingeklemmtem Nerv angereist. Bei den Qualifikationssprüngen geriet der Anlauf viel zu langsam und 6,24 Meter reichten nicht fürs Finale. Trost fand sie anschließend im Gebet mit Bruder Joel und ihrem Onkel aus der französischen Stadt Lille. Umso ausgelassener feierte sie den Olympiasieg von Ogunleye. „Wir haben auf der Tribüne geschrien, wir haben vor Freude geweint“, erinnert sich Assani strahlend.
Die positive Reaktion der Journalisten auf das Jesus-Bekenntnis der Kugelstoßerin vor den Fernsehkameras machte Assani selbst Mut. Vor fünf Jahren hätte sie sich in den Sozialen Medien nicht so zum Glauben geäußert wie heute. „Das, was zurückkommt, ist viel größer als die Angst, die dahintersteckte.“ Auf Instagram präsentiert sich Assani, die Bioingenieurwesen studiert, auch regelmäßig in der neuesten Kollektion ihres Ausrüsters. Sie modelt seit dem 14. Lebensjahr und wird von einer Agentur an Werbekunden wie Make-up-Hersteller oder eine Regionalbahn vermittelt.
„Saubere“ Erfolge
Der vierte Platz bei der Europameisterschaft in Rom blieb 2024 der Saisonhöhepunkt für die Karlsruher Weitspringerin. Ein sauberer Erfolg, ganz ohne Doping. „Das wäre sonst ein Verstoß gegen das achte Gebot. Mein Hilfsmittelchen ist Jesus“, sagt Assani bestimmt.
Für die hart erarbeiteten Leistungssprünge ist ihr jahrelanger Trainer Udo Metzler zuständig. Er nimmt den Umgang miteinander als „sehr fair“ wahr und beobachtet, dass sich die Sportler im Trainingslager zu Bibelstunden treffen. Metzler sagt, dass er „nicht so einen Zugang“ zum Christsein habe.
Größtes Ziel: die Ewigkeit
Am Ende des Gottesdienstes in der Agape-Gemeinde holt Pastor Jannis Winkels alle 13- bis 23-Jährigen auf die Bühne. Die Besucher beten für den Nachwuchs, Winkels spricht einen Segen. Assani wirkt da oben etwas schüchtern – ganz anders als im Stadion.
„Mikaelle hat echtes Leitungspotenzial“, traut Winkels ihr auch innerhalb der Gemeinde einiges zu. „Durch den Sport bringt sie eine Menge Motivation und Durchhaltevermögen mit. Es läuft in christlichen Gemeinschaften längst nicht immer alles wie geschmiert. Man braucht als Leiter ein dickes Fell und trotzdem ein weiches Herz.“ Leiter müssten auch mal kämpfen können – so wie Assani an der Sandgrube.
Ein persönlicher Rekordsprung von sieben Meter, auf den sie mit Udo Metzler hintrainiert, wäre so etwas wie ein Erfolg für „die Ewigkeit“. „Für mich aber ist die Ewigkeit bei Gott das, was am Ende tatsächlich zählt“, bekennt Assani. „Wenn Jesus sagen würde: ‚Mikaelle, höre mit der Leichtathletik auf ‘ – ich würde es tun, auch wenn mich das Ende der Sportkarriere im ersten Moment schmerzt.“
Beten für den Sieg im Stadion will sie nicht. „Ich bitte Gott darum, dass er meine Grenzen ausweitet und seine Herrlichkeit durch mich zeigt. Wenn ich am Ende des Tages nicht den Titel hole, aber die Menschen merken: Da ist Jesus in ihr, dann habe ich schon gewonnen.“
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