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Kriegsschrott aus der Ukraine wird Teil einer Friedensglocke

19.10.2022

Schon im März 2018 stellte Michael Patrick Kelly in der Christuskirche in Mainz eine Friedensglocke vor, die mit Waffen aus der Schlacht um Verdun gegossen worden war. Foto: Picture Aliance/Andreas Arnold
Schon im März 2018 stellte Michael Patrick Kelly in der Christuskirche in Mainz eine Friedensglocke vor, die mit Waffen aus der Schlacht um Verdun gegossen worden war. Foto: Picture Aliance/Andreas Arnold

Wetzlar (IDEA) – Die Glockengießerei Rincker in Sinn bei Wetzlar hat eine „Friedensglocke“ gegossen – für den irisch-US-amerikanischen Sänger, Musiker und bekennenden Christen Michael Patrick Kelly. Sie ist 820 Kilogramm schwer und hat einen Durchmesser von 1,13 Meter. Das berichtet die Nachrichtenplattform mittelhessen.de.

Das Besondere an der Glocke: In ihr sind Waffen aus dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eingearbeitet, etwa 15 kleine Granaten (Schrapnelle), die in der Glockenbronze aus Kupfer und Zinn eingeschmolzen wurden. Als Klöppel, der den Ton der Glocke auslöst, dient ein Gewehr aus deutscher Produktion. In 28 europäischen Sprachen findet sich auf der Oberfläche der Glocke das Wort „Frieden“. Rund um die Buchstaben sind Hunderte Patronenhülsen zu sehen. In großen Buchstaben steht auf der Glocke: „You shall not kill“ (Du sollst nicht töten). Kelly hat die Glocke erstmals am 6. Oktober bei einem Konzert in Neu-Ulm angeschlagen.

Für Kriege Waffen aus 150.000 Glocken produziert

Die Idee für die Glocke ist schon älter. Der Musiker, der bei einer Pilgerreise in den Wallfahrtsort Lourdes (Südwestfrankreich) Christ wurde und sechs Jahre lang in einem Kloster lebte, stellte das Konzept zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs am 11. November 2018 in Mainz vor. In der dortigen Christuskirche enthüllte er eine Friedensglocke, die mit Waffen aus der Schlacht um Verdun gegossen worden war. 2020 wurde die zweite Friedensglocke gegossen, noch im gleichen Jahr folgten weitere für Wien und Koblenz.

Dazu sagte Kelly im März 2022 bei einer Friedenskundgebung vor 300.000 Teilnehmern am Brandenburger Tor in Berlin: „Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden über 150.000 Kirchenglocken beschlagnahmt, um aus dem Metall Waffen herzustellen. Ich habe diesen Prozess umgekehrt.“

Die Friedensglocke soll künftig in der Ukraine läuten

Wie der Seniorchef der Glockengießerei, Hanns Martin Rincker, der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, sind für die Friedensglocke maximal zehn Kilogramm Militärschrott verwendet worden: „Es sollte ja ein Symbolakt sein. Aus dem Messing der Schrapnelle kann man ja keinen guten Ton und Klang erzielen.“ Später soll die Glocke in einer Kirche in der Ukraine läuten. Der Guss weiterer Glocken sei angedacht, aber noch nicht beauftragt. Laut Rincker stellt sein Unternehmen jährlich etwa 50 Kirchenglocken her.

Die Glocken- und Kunstgießerei Rincker wurde 1590 gegründet und ist Europas älteste Gießerei in Familienbesitz.

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