Gesellschaft
Knigge-Rat gibt Tipps zum Umgang mit bettelnden Menschen
07.12.2024
Wie soll man mit bettelnden Menschen umgehen? Der Deutsche Knigge-Rat gibt dazu Tipps in einer jetzt erschienenen „Handreichung“. Wie es darin heißt, soll sich jeder zunächst überlegen, ob und wie er Betroffene unterstützen wolle. Niemand sei dazu verpflichtet: „Sie dürfen mit gutem Gewissen helfen und auch ohne schlechtes Gewissen Nein sagen.“
Eine Absage solle aber auf freundliche Weise geschehen: Ein „Nein, tut mir leid, ich habe nichts dabei“ sei besser als ein wortloses Ignorieren der Bitte. Wer Geld gebe, solle dies mit Respekt tun: „Werfen Sie das Geld nicht einfach von oben herab in den Becher, sondern legen Sie es vorsichtig hinein und schauen Sie der Person mit einem freundlichen Lächeln in die Augen.“ Essensspenden, Hygieneartikel oder warme Kleidung seien aber oft hilfreicher als Geld.
Der Knigge-Rat empfiehlt ferner, das Gespräch mit bettelnden Menschen zu suchen: „Menschen auf der Straße haben oft beeindruckende Geschichten, die sie gerne mit anderen teilen. Nehmen Sie sich Zeit dafür.“ Es werde das Leben beider Gesprächspartner bereichern und erweitere den Horizont durch neue Sichtweisen und Blickwinkel.
Wenn man sich allerdings von einem Bettler belästigt fühle, sei es völlig in Ordnung, klar und freundlich „Nein“ zu sagen und das Gespräch zu beenden.
In einigen Fällen gebe es organisierte Gruppen, die Bettler ausnutzen. Dies treffe aber bei weitem nicht auf die Mehrheit der bettelnden Menschen zu. „Viele von ihnen betteln aus echter Not heraus, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Sie kämpften mit Schicksalsschlägen wie Arbeitslosigkeit, gesundheitlichen Problemen oder familiären Krisen, die sie in die Obdachlosigkeit getrieben haben. „Statt diese Menschen pauschal zu verurteilen, sollte man die individuellen Geschichten und Hintergründe jedes Einzelnen betrachten“, so der Knigge-Rat.
Viele Hilfsangebote: In Deutschland muss niemand betteln
Der „Handreichung“ zufolge muss in Deutschland grundsätzlich aber niemand betteln. Es existierten eine Vielzahl staatlicher Stützungssysteme und flankierender kirchlich-sozialer Hilfseinrichtungen, die der angemessenen Absicherung eines Lebens in Würde dienten.
Der Deutsche Knigge-Rat (Frielendorf/Nordhessen) ist benannt nach Adolph Freiherr Knigge (1752–1796), dessen Werk „Über den Umgang mit Menschen“ als Kodex für Verhaltensregeln und Fragen der Etikette gilt.
Vorsitzender des Rates ist der Ingenieur Jonathan Lösel (Bamberg). Zu dem Gremium gehören unter anderen auch der Co-Vorstand der Evangelischen Allianz in Deutschland, Frank Heinrich (Berlin), und der Gründer des Gebetshauses Augsburg, der katholische Theologe Johannes Hartl.
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