Frei-/Kirchen
Kirchen: Zuwanderung nicht als Bedrohung wahrnehmen
30.11.2022
Brüssel (IDEA) – Politik und Gesellschaft sollten die Zuwanderung nach Europa nicht als Bedrohung, sondern als gemeinsame Gestaltungsaufgabe wahrnehmen. Diese Ansicht vertrat der katholische Bischof Stefan Heße (Hamburg) bei der Vorstellung des bereits im Oktober 2021 veröffentlichten „Gemeinsamen Migrationswortes“ von evangelischer und katholischer Kirche in Brüssel. Heße ist Vorsitzender der Migrationskommission und Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
Das „Gemeinsame Migrationswort“ solle Orientierung für kirchliches und politisches Handeln geben, erklärte er. Seine Grundlage seien die biblisch begründete Überzeugung, dass Gott alle Menschen mit gleicher Würde geschaffen habe, und das Gebot, nicht nur den Nächsten, sondern auch den Fremden zu lieben.
Heße forderte die Politik auf, die verzweifelte Lage von Flüchtlingen an den Außengrenzen der Europäischen Union wahrzunehmen. „Die Missachtung der Menschenwürde und die Verweigerung von Schutz im Angesicht ernster Gefahren lassen sich durch keine Grenze rechtfertigen“, so der Bischof. Darüber hinaus sollten sich moderne Einwanderungsländer wie Deutschland „aktiv um eine Kultur der Einbürgerung bemühen“.
Private Seenotrettung nicht behindern
Die Leiterin des Brüsseler EKD-Büros, Oberkirchenrätin Katrin Hatzinger, forderte bei der Veranstaltung, die Länder der Europäischen Union müssten bei der Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen solidarisch sein. Die großzügige und unbürokratische Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine in den vergangenen Monaten habe gezeigt, dass tragfähige Lösungen möglich seien.
Kritisch äußerte sich Hatzinger zu dem Versuch einiger EU-Mitgliedsstaaten, die private Seenotrettung zu regulieren. Dieses wichtige Engagement dürfe nicht faktisch behindert werden. Das „Gemeinsame Migrationswort“ kann kostenlos als auf der Internetseite der Bischofskonferenz heruntergeladen werden.
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