Menschenrechte
Kirchen in Ruanda: Abtreibung ist Sünde
05.03.2023
Kigali (IDEA) – In Ruanda werden in kirchlichen Einrichtungen keine Abtreibungen mehr durchgeführt. Der Protestantische Rat Ruandas hat alle Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen seiner Mitglieder angewiesen, Schwangerschaftsabbrüche zu unterlassen.
Die Dachorganisation, die dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) angehört, folgt damit der Praxis der römisch-katholischen Kirche in dem ostafrikanischen Land. In seinem im Februar gefassten Beschluss bezeichnet der Protestantische Rat die Tötung ungeborener Kinder als „Sünde“, wie die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und die katholische Internetplattform Crux (Glendale/US-Bundesstaat Arizona) berichten.
Dem Protestantischen Rat gehören 26 Kirchen und christliche Verbände an, darunter Baptisten, Presbyterianer und Anglikaner. Sie unterhalten etwa zehn Prozent der größten Gesundheitseinrichtungen des Landes; etwa 30 Prozent sind in katholischer Trägerschaft.
Anglikaner: Unser Glaube lässt Abtreibung nicht zu
Vor fünf Jahren war das strikte staatliche Verbot von Abtreibungen gelockert worden: Nach Vergewaltigungen, Zwangsehen, Inzest oder schweren Gesundheitsrisiken sind seither Schwangerschaftsabbrüche zulässig. Doch nach Ansicht des Oberhaupts der anglikanischen Kirche in Ruanda, Erzbischof Laurent Mbanda (Kigali), kollidiert diese Praxis mit den Glaubensgrundsätzen.
„Wir stellen uns nicht gegen das Gesetz, aber unser Glaube lässt es nicht zu, Abtreibung zu unterstützen“, sagte er gegenüber AP. Die Regierung bezeichnet das Nein der Kirchen zum Schwangerschaftsabbruch als „unerwünscht“. Einige Menschenrechtsorganisationen riefen dazu auf, die Entscheidung rückgängig zu machen, weil Frauen gezwungen würden, auf gefährliche, unsichere Praktiken zurückzugreifen.
Die Frauenrechtlerin Sylvie Nsanga zeigte sich enttäuscht von der Haltung der Kirchen zur Abtreibung. Ruanda hat mehr als 13 Millionen Einwohner. Etwa 56 Prozent sind Katholiken, 38 Prozent Protestanten und fünf Prozent Muslime. Der Rest gehört Naturreligionen an.
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