Frei-/Kirchen
Käßmann kritisiert Patriarch Kyrill
06.03.2022
Berlin/Hannover (IDEA) – Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann (Hannover) hat scharfe Kritik an dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. geübt.
Hintergrund: Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hatte das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche in der vergangenen Woche aufgerufen, sich für ein Ende des Krieges von Russland gegen die Ukraine einzusetzen. Dazu schreibt Käßmann in ihrer Kolumne in der „Bild am Sonntag“ (Ausgabe 6. März): „Aber der Patriarch schweigt, das Wort ,Krieg‘ nimmt er nicht in den Mund. Und wenn er redet, ist es noch schlimmer.“
So habe er in einer Predigt die Gegner der russischen Armee in der Ukraine als „Kräfte des Bösen“ bezeichnet. Noch am Tag vor dem russischen Angriff habe er erklärt, Kriegsdienst zeige „Nächstenliebe nach dem Evangelium“. Außerdem wünsche er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „Seelenfrieden und Gottes Hilfe bei seinem Dienst am russischen Volk“.
„Wenn ich das lese, schüttelt es mich“
Über diese Aussagen des Patriarchen schreibt Käßmann: „Wenn ich das lese, schüttelt es mich.“ Kirchen müssten zum Frieden aufrufen und Krieg klar ablehnen. In der Vergangenheit hätten sich zwar auch die evangelischen Kirche in Deutschland „diesbezüglich nicht mit Ruhm bekleckert“. So hätten sie im Ersten Weltkrieg Soldaten mit Kriegspredigten aufgestachelt und im Zweiten Weltkrieg die Kriegspolitik der Nazis abgesegnet. „Aber wir haben aus diesem Versagen gelernt: Niemals darf sich eine Kirche nationalistisch begründen und mit nationalen Zielen identifizieren.“
Ein positives Beispiel sei der Leiter der russisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine, Metropolit Onufrij. Er sage „glasklar, dieser Krieg sei ein Brudermord wie von Kain an Abel“.
Im ÖRK sind 352 anglikanische, orthodoxe und protestantische Kirchen mit über einer halben Milliarde Mitgliedern zusammengeschlossen. Zu den Mitgliedskirchen gehört auch die Russische Orthodoxe Kirche.
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