Kommentar
Ist Luxus schlimmer als Krieg?
04.11.2022

Warum die Nöte von Christen nur wenige interessieren, beschreibt der IDEA-Vorstandsvorsitzende Helmut Matthies (Brandenburg an der Havel) in diesem Beitrag. Er ist zuerst im IDEA-Spezial Christenverfolgung erschienen. Das Spezial kann hier bestellt werden.
„Luxus ist schlimmer als Krieg.“ Mit dieser These hat John Silver als Präsident der Boston Universität maßlos übertrieben. Aber das Körnchen Wahrheit ist: Wir haben über dem weithin vorhandenen Wohlstand in Deutschland vergessen, dass wir die Not vieler Christen weltweit vergessen haben – jedenfalls viel zu oft!
Es gibt schon panische Ängste in Deutschland, nur weil man eventuell die Zimmertemperatur im Winter etwas senken muss oder manche Lebensmittel knapp werden könnten. Wir klagen dabei auf allerhöchstem Niveau im Vergleich mit den Nöten der meisten anderen Völker, bei denen es nicht selten ums nackte Überleben geht.
Wenn Christen verfolgt werden
Millionen Christen unter den 2,6 Milliarden Kirchenmitgliedern weltweit hungern beispielsweise – besonders in Teilen Asiens und Afrikas. Mehr als 16 Prozent aller Christen – über 340 Millionen – werden in islamischen, hinduistischen oder kommunistischen Staaten bedrängt oder gar verfolgt. Wen kümmert es? Die Wirtschaft nicht!
Das jüngste Beispiel: Der deutsche Autoverleiher Sixt hat 100.000 Autos ausgerechnet im kommunistischen China bestellt und stützt damit eine Diktatur, die oft auch gegen Christen vorgeht. Ist es völlig blauäugig zu erwarten, dass man bei Verhandlungen Themen wie Menschenrechte wenigstens anspricht?
Die Politik? Seit mehr als zwei Jahren ist z. B. die Stelle des EU-Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit unbesetzt. Dabei müsste das der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, als evangelischem Kirchenmitglied doch ein wichtiges Anliegen sein! Oder: Das Bundesfamilienministerium veranstaltet eine „Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus“. Wäre das ein großes Problem in Deutschland, würden nicht Muslime aus aller Herren Länder nirgendwohin so gerne flüchten wie zu uns. Dagegen ist von Aktionen der Ampel-Regierung gegen die Unterdrückung von Christen in rund 40 Staaten der Welt wenig bekannt.
Die Kirchen? Liest man kirchliche Stellungnahmen, geht es meist um Klimawandel, den Kampf gegen rechts und Gendern – selten jedoch um die Hilfe für Millionen bedrängter Schwestern und Brüder.
Jeder muss Rechenschaft ablegen
Ist Luxus schlimmer als Krieg? Natürlich nicht! Wohlstand wird aber noch von viel zu wenigen für andere eingesetzt. Dabei hilft Kritik wenig. Jeder muss einmal vor Gott Rechenschaft darüber ablegen, was er für andere getan oder gelassen hat. Dabei ist alles einfacher, als manche denken.
Der Apostel Paulus mahnt: „Lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ (Galater 6,10) Jakobus benennt es noch eindeutiger in seinem Brief (4,17): „Wem es möglich ist, Gutes zu tun, und er tut es nicht, der sündigt.“
„Es gibt nichts Gutes“
Und was gäbe es da nicht für eine Fülle an Möglichkeiten! Auf Politiker Einfluss nehmen, Flüchtlingen Deutsch beibringen und den christlichen Glauben nahebringen, Müttern in Not helfen, Kinderpatenschaften in der Dritten Welt übernehmen, Petitionen zugunsten von inhaftierten Christen starten und, und …
Wie schrieb doch der große Pädagoge und Kinderbuchautor Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“
Mehr Informationen zu den Inhalten der IDEA-Spezialausgabe erhalten Sie hier.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank.