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Politik

Habeck kritisiert „Letzte Generation“: „Das macht die Leute nur zornig“

09.06.2023

Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) beim Kirchentag. Foto: IDEA/Markus Pletz
Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) beim Kirchentag. Foto: IDEA/Markus Pletz

Nürnberg (IDEA) – Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hat den Protest der Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ kritisiert. Dieser „macht die Leute nur zornig und verhindert eine Mehrheit für Klimaschutz“. Habeck diskutierte am 9. Juni auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg zum Thema „Wer hat‘s verbockt?“ über Verantwortung und Schuld in der Klimakrise.

Habeck zufolge ist diese Frage irrelevant. Der richtige Ansatz sei es nicht, mit dem Finger zu zeigen, sondern die Hand zu reichen. Schuldzuweisungen führten nicht dazu, besser zu werden. Vom Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) könne man lernen, Verantwortung zu übernehmen, auch wenn man damit „moralisch nicht unbefleckt“ aus einer Sache herauskomme.

Ferner warnte Habeck vor einem „Überbietungswettbewerb der Apokalypse“. Man dürfe nicht „der siebte Reiter der Apokalypse“ sein, sondern müsse Verantwortung und Protest so ausrichten, dass Menschen Hoffnung und Zuversicht gewinnen. Man dürfe die Klimafrage „nicht über alles stellen“.

So sei er froh, dass er vier Söhne habe: „Hätte ich auf sie verzichten sollen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren?“ Habeck kritisierte zudem eine Aktion der „Letzten Generation“ während des Kirchentags: „Ich verstehe nicht, warum man sich am Bahnhof in Nürnberg festkleben muss und damit verhindert, dass Menschen zum Kirchentag kommen.“

„Letzte Generation“: Bundesregierung bricht die Verfassung

Die Klimaaktivistin Carla Hinrichs von der „Letzten Generation“ übte scharfe Kritik an der deutschen Klimapolitik. Der Regierung aus SPD, Grünen und FDP fehle es an Konsequenz, um das Schlimmste zu verhindern. Die Regierung breche nicht nur ihre eigenen Gesetze, sondern auch die Verfassung.

Die Klimakrise sei „verdammt dramatisch“. Sie sei von den Bundesregierungen der letzten 40 Jahre enttäuscht. Diese hätten es „verbockt“. Weltweit nähmen Extremwetterereignisse zu. Es gebe Stürme und Dürren von nie gekanntem Ausmaß. Die Folge seien Hungerkrisen und Flucht.

Hinrichs verglich die Erde mit einem Hochhaus, in dem es im Keller brennt. Manche Politiker hätten verstanden, dass man löschen müsse und holten mit der Gießkanne Wasser. Dabei sei klar, dass es die Feuerwehr brauche. Hinrichs: „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, der Feueralarm zu sein.“ Das sei nervig, aber notwendig.

Die Klimaaktivistin Carla Hinrichs von der „Letzten Generation“. Foto: IDEA/Markus Pletz

Ex-Siemens-Chef Kaeser: Wir haben es „ganz schön verbockt“

Der frühere Siemens-Vorstandschef und jetzige Aufsichtsratsvorsitzende von Siemens Energy und Daimler Truck, Joe Kaeser (München), erklärte, den Schöpfungsauftrag „Macht euch die Erde untertan“ habe man „ganz schön verbockt und zwar alle zusammen“. Man habe viel Wohlstand geschaffen, dabei aber die Erde ausgebeutet. Jetzt gehe es darum, die Erde wieder lebenswert zu machen.

Für das Weltklima sei eine Reduzierung des CO2-Ausstosses in Deutschland „völlig irrelevant“. Deutschland habe einen Anteil von 1,8 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß. Dagegen liege Chinas Anteil bei 31 Prozent, der der USA bei 15 Prozent und von Indien bei sieben Prozent. Das seien die entscheidenden Volkswirtschaften. Deutschland müsse technische Lösungen schaffen, die man in die Welt exportieren könne.

Der frühere Siemens-Vorstandschef und jetzige Aufsichtsratsvorsitzende von Siemens Energy und Daimler Truck, Joe Kaeser. Foto: IDEA/Markus Pletz

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