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Früherer EKD-Ratsvorsitzender Kruse 93-jährig gestorben
29.04.2022

Berlin (IDEA) – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) trauert um ihren früheren Ratsvorsitzenden, den berlin-brandenburgischen Altbischof Martin Kruse. Er ist in der Nacht zum 29. April im Alter von 93 Jahren gestorben. Kruse gehörte von 1979 bis 1991 dem Rat der EKD an.
Ab 1985 stand er für sechs Jahre dem Leitungsgremium vor. Von 1977 bis 1994 amtierte er im Hauptamt als Bischof der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, bis 1991 in der Westregion, danach für die gesamte Landeskirche.
Kurschus würdigt Kruse als Brückenbauer mit weitem Horizont
Die heutige Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus (Bielefeld), würdigte Kruses Verdienste. In ihrem Kondolenzschreiben heißt es: „Ökumenische Weite hat Martin Kruse vor kleinlicher Parteilichkeit bewahrt und ihn stattdessen – in auch für die Kirche entscheidenden Jahren in Deutschland – zu einem Brückenbauer gemacht. Sein Bemühen um Einheit stand immer in einem weiten ökumenischen Horizont.“
Die evangelische Kirche verdanke ihm viel und werde die Erinnerung an ihn als einen Schatz bewahren. Kruse hatte am 17. Januar 1990 zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, dem heute 95-jährigen Altbischof Werner Leich (Eisenach), die „Loccumer Erklärung“ unterzeichnet.
Darin sprachen sich EKD und Kirchenbund für die Vereinigung aus. In seiner Funktion als höchster Repräsentant der EKD gab Kruse unter anderem dem Thema „Glauben heute: Christ werden – Christ bleiben“ besonderes Gewicht.
In einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA im Jahre 1988 bezeichnete er die Frage „Wie wird man Christ und wie bleibt man Christ?“ als das „Generalthema der Kirche in den nächsten Jahrzehnten“. Er vertrat ferner die Ansicht, dass die Volkskirche Profil brauche. Unverbindlichkeit tue ihr nicht gut.
Ostpreußische Gemeindeschwester legte Kruse Theologiestudium nahe
Kruse wurde als Sohn eines lutherischen Pastors im niedersächsischen Lauenberg geboren. Er wurde 1943 während des Zweiten Weltkriegs konfirmiert. Zur Frage, wie er Christ geworden ist, schrieb der Theologe: „Wo am Ende des Krieges alle Zukunft ins Wanken geriet und die offizielle Ideologie hohl und aufgeblasen wirkte, erschienen mir Glaube und Kirche wie die Arche Noah, wie etwas Bleibendes, Tragendes, trotz aller Kritik und mancher Zweifel.“
Die Jahre 1943 bis 1947 hätten vermutlich über seinen Glaubensweg entschieden. Dabei seien ihm einzelne Christen wichtig gewesen, „zum Beispiel unsere ostpreußische Gemeindeschwester, die mir auf den Kopf zusagte, ich solle mich ernsthaft prüfen, Theologie zu studieren, Pfarrer zu werden“.
Zu Kruses besonderen Interessen zählte die Pietismus-Forschung. 1971 veröffentlichte er eine Publikation über einen der Väter des Pietismus, Philipp Jacob Spener (1635–1705).
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