Frei-/Kirchen
„Fall Latzel“: Prof. Raedel zum theologischen Gutachter bestellt
01.09.2021
Bremen (IDEA) – Der Dozent an der Freien Theologischen Hochschule (FTH) Gießen, Prof. Christoph Raedel, ist in dem Strafverfahren gegen den Bremer Pastor Olaf Latzel zum theologischen Gutachter bestellt worden. Das erklärte ein Sprecher des Landgerichts Bremen gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.
Hintergrund: Das Amtsgericht Bremen hatte Latzel am 25. November 2020 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro (90 Tagessätze) verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Latzel und sein Anwalt Sascha Böttner (Hamburg) dagegen in Berufung gegangen sind.
Grund für die Verurteilung waren Aussagen des Geistlichen in einem „Eheseminar“ seiner Gemeinde, das als Audiodatei auf YouTube veröffentlicht wurde. Darin hatte er unter anderem Homosexualität als eine „Degenerationsform der Gesellschaft“ bezeichnet und gesagt: „Diese Homolobby, dieses Teuflische kommt immer stärker, immer massiver, drängt sich immer mehr hinein.“ Darüber hinaus sagte er: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Später hatte Latzel sich dafür entschuldigt und die Aufzeichnung im Internet gelöscht.
Gericht muss Religionsfreiheit beachten
Die Berufungsverhandlung werde frühestens im Januar 2022 stattfinden, da die zuständige Kammer bis dahin ausgebucht sei, erklärte der Sprecher des Landgerichts. Bei der juristischen Beurteilung, ob Latzels Äußerungen den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllten, müsse das Grundrecht der Religionsfreiheit beachtet werden. Deshalb spiele es für das Verfahren eine zentrale Rolle, ob die Aussagen „noch von der Bibel gedeckt sein können“. Darüber solle das theologische Gutachten Aufschluss geben. Es werde voraussichtlich bis Ende Oktober vorliegen.
Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung hätten der Bestellung Raedels als Gutachter zugestimmt. Raedel ist an der FTH Gießen Professor für Systematische Theologie und Theologiegeschichte. Er ist Vorsitzender des Arbeitskreises für evangelikale Theologie (AfeT).
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