Frei-/Kirchen
Ex-Ministerpräsidentin: Kirche der Zukunft braucht Klarheit
03.06.2023
Lohr am Main (IDEA) – Die Zukunft der Kirche könne „nur in einer neuen Konzentration auf ihren ureigenen Auftrag“ liegen. Diese Ansicht vertritt die frühere thüringische Ministerpräsidentin, Pfarrerin Christine Lieberknecht (Ramsla bei Weimar). Dafür brauche es eine „klare Position zu dem, was Kirche sei“, schreibt sie in der aktuellen Ausgabe der „ABC-Nachrichten“ des theologisch konservativen Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern (ABC/Lohr am Main).
Wie bei Marketingstrategien für Dinge des täglichen Bedarfs gelte es, sich von anderen zu unterscheiden, so die Protestantin. Sie verweist auf die grundlegende Bekenntnisschrift der Reformation, die „Confessio Augustana“ von 1530, wo es in Artikel 7 „Von der Kirche“ heißt: „Es wird auch gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.“
Zwar mögen manche glauben, dass diese fast 500 Jahre alte Schrift in einer „aus der Zeit gefallenen Sprache“ niemanden mehr „hinter dem Ofen“ hervorlocken könne. „Ich glaube das nicht“, so Lieberknecht. Denn das sei das Wesentliche an der Kirche.
Ihr zufolge wird die Kirche der Zukunft nur dort weiterhin bestehen, wo Menschen miteinander auf Gottes Wort hören und in die Nachfolge Jesu treten, wo sie miteinander Gott danken, loben und feiern. Solche Orte gibt es ihr zufolge millionenfach in anderen Teilen der Erde. Wer über die Zukunft der Kirche in Deutschland nachdenke, solle vor allem „diese Kirche der Zukunft sehen“, so Lieberknecht.
Was nützen „Leuchtfeuer“ und „Leitsätze“?
In ihrem Beitrag blickt sie kritisch auf die „großen Reformprozesse“ der beiden Großkirchen in Deutschland. Die Ergebnisse seien „mehr als ernüchternd“, schreibt sie.
So entwickelte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Jahr 2006 zwölf „Leuchtfeuer“ (Handlungsfelder), um den Trend der Kirchenaustritte zu stoppen und den damaligen Anteil von 31,3 Prozent evangelischer Christen an der Gesamtbevölkerung bis zum Jahr 2030 stabil zu halten, wie Lieberknecht erklärt. Der Anteil der aktiven Kirchenmitglieder sollte sich auf rund 50 Prozent verdoppeln und der durchschnittliche Gottesdienstbesuch von vier auf zehn Prozent der Kirchenmitglieder gesteigert werden.
Aus ihrer Sicht scheine jedoch nicht nur der Glaube an die Wirksamkeit der „Leuchtfeuer“ verlorengegangen zu sein: Vielmehr „wurden offenbar auch die ‚Leuchtfeuer‘ selbst vergessen“. Dies fange schon bei der „mangelnden Klarheit darüber, was Kirche ist“, an.
Im Jahr 2022 gehörten laut EKD rund 19,1 Millionen Deutsche einer evangelischen Kirche an. Das entspricht einem Anteil von 22,7 Prozent an der Bevölkerung.
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