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Kommentar

Evangelische Militärseelsorge: Ein Meilenstein

31.05.2022

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Foto: picture alliance / EPA | FILIP SINGER
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Foto: picture alliance / EPA | FILIP SINGER

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat am 30. Mai anlässlich des 65-jährigen Bestehens der Evangelischen Militärseelsorge in Potsdam gesprochen. Dazu ein Beitrag von dem Theologen und Journalisten Roger Töpelmann

An Selbstbewusstsein fehlt es Christine Lambrecht nicht. Trotz der Pannen im persönlichen Auftritt und in Statements in den vergangenen Wochen ließ die Chefin des Bundesministeriums der Verteidigung bei ihrem Festvortrag zum 65. Jubiläum der Evangelischen Militärseelsorge in der Potsdamer St. Nikolaikirche keinen Zweifel daran, dass sie zu Recht die Inhaberin der sogenannten IBuK – der Befehls- und Kommandogewalt der Bundeswehr – ist.

Die 1965 in Mannheim geborene Juristin ist evangelisch und sie trat in der prächtigen Kirche bescheiden mit einem blassblauen Hosenanzug in hohen offenen Schuhen auf. Sie ging die Darstellung der evangelischen Seelsorge historisch an – mit den gesellschaftlichen Debatten um die Wiederbewaffnung der alten Bundesrepublik.

Mit dem Motto „Kirche unter den Soldaten“ sei man auf das Verlangen der Regierung zugegangen, die grundgesetzlich garantierte Religionsausübung in den neuen Streitkräften zu gewährleisten. Lambrecht nannte das eine Meilenstein in den neuen Streitkräften und das Zustandekommen eines Militärseelsorgevertrages eine deutsche Erfolgsgeschichte. Sie sparte nicht aus, dass 1990 die ostdeutschen Landeskirchen den unter Konrad Adenauer zustande gekommenen Vertrag noch einmal infrage gestellt hatten. Doch die Auslandseinsätze Mitte der 90er Jahre hätten dann gezeigt, wie wichtig die Militärseelsorge bis heute ist.

Was nicht erwähnt wurde

Aufmerksamen Zuhörern wird es allerdings nicht entgangen sein: Die Ökumene in der Militärseelsorge fand kaum Erwähnung. Dabei ist sie eines der wenigen Felder in beiden Kirchen, in der die Seelsorger die Soldaten beider Konfessionen betreuen – und auch die, welche keiner Kirche angehören.

Christlicher Glaube und die Anwendung von Gewalt, so die Ministerin, stünden in einem unauflöslichen Zusammenhang. Das habe schon Dietrich Bonhoeffer erkannt und endlich neben der Gewaltlosigkeit Jesu aus der Bergpredigt in Matthäus 5 auch die Anwendung von Gewalt als gerechtfertigt angesehen. Es war verständlich, dass Lambrecht ihren Abgang vor Ende der Veranstaltung damit entschuldigte, es gäbe noch Verpflichtungen, die mit der 100-Milliarden-Euro-Genehmigung für die Ausstattung der Bundeswehr zusammenhingen.

(Der Autor, Roger Töpelmann, ist der frühere Pressesprecher des ehemaligen evangelischen Militärbischofs Sigurd Rink.)

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