Frei-/Kirchen
Evangelische Allianz zur Regierungskrise: Verstärkt für Politiker beten
07.11.2024
Angesichts der Regierungskrise hat die Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) dazu aufgerufen, verstärkt für die Verantwortlichen in der Politik zu beten.
Nach monatelangem Streit war die Ampelkoalition am 6. November auseinandergebrochen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will nach der Entlassung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und dem Ausscheiden der anderen FDP-Minister zunächst mit einer rot-grünen Minderheitsregierung im Amt bleiben. Er sprach sich für Neuwahlen im März aus. Führende Politiker der CDU/CSU fordern dagegen, dass früher gewählt wird.
Der Vorstand und Politikbeauftragte der EAD, Frank Heinrich (Berlin), erklärte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA: „Beten wir für die, die jetzt im Fokus stehen und die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen!" Es komme darauf an, nicht zu lamentieren, sondern sich konstruktiv einzubringen. Christen sollten sich dafür einsetzen, dass für sie wichtige Themen neu diskutiert werden. Als Beispiele nannte Heinrich die Abtreibungs- und Genderthematik, aber auch die Frage von Krieg und Frieden.
Rückblickend auf die von vielen Kontroversen begleitete Arbeit in der „Ampel" sagte Heinrich: „Dennoch wurde unser Land – auch mit dieser Regierung – von außen im Vergleich zu vielen ähnlich aufgestellten Demokratien immer noch als beneidenswert angesehen. Das sollten wir im Blick behalten." Aber die Unzufriedenheit in der Bevölkerung mit der Regierung sei gewachsen und die notwendige Unterstützung durch die Wähler auf fatale Weise zurückgegangen: „Deshalb kann ein klarer Schnitt jetzt befreiend sein."
Gnadauer Präses: Für mehr Ehrlichkeit und Mut zu unpopulären Entscheidungen
Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), äußerte sich auf IDEA-Anfrage zu seinen Erwartungen an eine neu gewählte Regierung: „Von ihr erhoffe ich mir, dass sie konsequent den Gemeinsinn in unserem Land stärkt und ihre Entscheidungen am Gemeinwohl orientiert."
Die politische Kommunikation in Deutschland leide daran, dass Parteien hohe Versprechungen machten und jeweils den Eigensinn verschiedener Bevölkerungsgruppen ansprächen nach dem Motto „Wählt uns, damit es euch gut geht!". Damit nähre man einen „kollektiven Egoismus". Wer eine „Wir-gegen-die-anderen"-Haltung schüre, spalte die Gesellschaft.
Kern: „Was wir brauchen, ist mehr Ehrlichkeit, Klarheit und Mut, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen." Dazu gehöre, dass Leistungsfähige mehr Anreize zu Arbeit und Beschäftigung bekommen, aber auch, dass Bedürftige die volle Unterstützung der Solidargemeinschaft erhalten. Letzteres gelte besonders auch für Pflegebedürftige, für Geflüchtete, für Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen sowie für ungeborene Kinder. Überall komme es darauf an, die Würde des Menschen neu ernst zu nehmen und zu wahren.
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