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Menschenrechte

Erzgebirge: 250 Personen demonstrieren für das Lebensrecht

13.06.2022

Rund 250 Personen haben beim „Schweigemarsch für das Leben“ im erzgebirgischen Annaberg-Buchholz für das Lebensrecht demonstriert. Foto: Andreas Schroth
Rund 250 Personen haben beim „Schweigemarsch für das Leben“ im erzgebirgischen Annaberg-Buchholz für das Lebensrecht demonstriert. Foto: Andreas Schroth

Annaberg-Buchholz (IDEA) – Rund 250 Personen haben beim 11. „Schweigemarsch für das Leben“ im erzgebirgischen Annaberg-Buchholz für das Lebensrecht ungeborener Kinder sowie alter, behinderter und kranker Menschen demonstriert. Die Veranstaltung am 11. Juni stand unter dem Motto „Hilfe zum Leben statt Hilfe zum Töten“. Veranstalter war der Verein „Lebensrecht Sachsen“.

Die Vorsitzende des Vereins, Susanne Georgi (Zwönitz/Erzgebirge), sagte, dass der Staat eine Schutzpflicht für alle Bürger habe. Das sei im Grundgesetz mit Verfassungsrecht festgeschrieben. Deshalb habe jeder Mensch eine Würde: „Wenn die Tötung des Ungeborenen als Mittel zur ‚Rettung‘ eines anderen Menschen benutzt wird, wird es zum ‚Ding ohne Recht‘.

Es wird ihm der Wert abgesprochen, der dem Menschen um seiner selbst willen zukommt.“ Wenn der Staat es zulasse, dass das jedes Jahr bis zu 100.000-mal in Deutschland passiere, dann habe er Wichtigeres zu tun, als über eine Legalisierung des Abtreibungsrechts zu diskutieren, so Georgi.

Wie die Gesundheitsberaterin und fünffache Mutter gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, stimmte sie vor 25 Jahren selbst einer Abtreibung zu. Die Ärzte hätten ihr damals erklärt, angesichts ihrer angespannten gesundheitlichen Situation wäre eine Abtreibung „das Vernünftigste“.

Heute wolle sie Frauen davor bewahren. Sie selbst habe unter der Abtreibung später sehr gelitten. Zugleich respektiere sie aber ihr Gegenüber mit seiner Entscheidung und erlaube sich, „die Frohe Botschaft der Bibel als positive Zusage auszusprechen, denn nur Gott ist der Richter“.

Kritik an Ampel-Koalition

Heinrich Ottinger (Chemnitz), Mitarbeiter bei der christlichen Lebensrechtsorganisation KALEB (Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren), richtete in seiner Ansprache unter anderem Worte an die Bundestagsabgeordneten. Er kritisierte, dass bei der Debatte um die Abschaffung des Paragrafen 219a (Werbeverbot für Abtreibungen) besonders Vertreter der Ampel-Koalition versuchten, den Begriff „Kind“ „brutalstmöglich“ zu vermeiden.

Selbst auf Zigarettenschachteln stehe die Warnung: „Rauchen kann Ihr ungeborenes Kind töten!“ Die Zigarettenindustrie sei eine der verlogensten Industrien, die es je gegeben habe – und ausgerechnet sie spreche vom „ungeborenen Kind“.

Gegendemonstranten beim Schweigemarsch. Foto: IDEA/Thomas Richter

Etwa 170 Gegendemonstranten

Wie die Polizei IDEA auf Anfrage mitteilte, zählte die Gegendemonstration des Aktionsbündnisses „Pro Choice Sachsen“ etwa 170 Teilnehmer. Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Vor allem während der Abschlussveranstaltung vor der evangelischen St. Annenkirche versuchten die Gegendemonstranten, mit Zwischenrufen und lauter Musik die Kundgebung zu stören.

Sie riefen unter anderem „Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“ oder „Eure Kinder werden so wie wir, eure Kinder werden alle queer“. Zudem hielten sie Plakate mit der Aufschrift „Leben schützen – Abtreibung legalisieren!“ hoch. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte das Aktionsbündnis dazu aufgerufen, den Marsch „zum Desaster“ zu machen: „Ihre antifeministische Hetze werden wir nicht unwidersprochen lassen.“

Die Veranstaltung am 11. Juni stand unter dem Motto „Hilfe zum Leben statt Hilfe zum Töten“. Foto: IDEA/Thomas Richter

Landeskirche: Kein Grußwort des Bischofs wegen „Terminfülle“

In den vergangenen zwei Jahren musste die Veranstaltung coronabedingt ausfallen. Der letzte „Schweigemarsch“ hatte 2019 mit rund 700 Teilnehmern stattgefunden. Damals hatten die beiden sächsischen Bischöfe – der evangelische Landesbischof Carsten Rentzing und der katholische Bischof Heinrich Timmerevers vom Bistum Dresden-Meißen – ein Grußwort gesandt. In diesem Jahr verzichteten die amtierenden Bischöfe – Tobias Bilz und Timmerevers (beide Dresden) – darauf.

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens schrieb der Vorsitzenden von „Lebensrecht Sachsen“, dass Landesbischof Bilz „aufgrund der Terminfülle“ kein Grußwort zur Verfügung stellen könne. Das Bistum Dresden-Meißen teilte mit, dass die beiden Bischöfe sich darauf verständigt hätten, auf ein eigenes Grußwort zu verzichten.

Begründet wurde das von katholischer Seite unter anderem damit, dass für den Lebensschutz „teilweise in aggressiver, fast militanter Weise“ eingetreten werde: „Die Spannung, Verständnis für die Position des anderen zu entwickeln ohne die eigene Position aufzugeben, wird an einigen Stellen manchmal leichtfertig in eine Richtung aufgelöst.“

Das Bistum wolle das Thema Lebensschutz „auf eigene Weise“ wachhalten. Der Landesverband Sachsen der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) hatte mitgeteilt, dass er „ausdrücklich“ diese „wichtige Veranstaltung“ unterstütze. Die etablierte Politik setze sich nicht mehr erkennbar für das Leben der ungeborenen Kinder ein. Auch die Glaubwürdigkeit der Kirchen sei von ihrem Einsatz für die Ungeborenen berührt.

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