Frei-/Kirchen
Erzbischof Brauer: Ein Krieg gegen die Menschlichkeit
19.03.2022
Moskau/Stuttgart (IDEA) – Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist ein „Krieg gegen die Menschlichkeit“. Das sagte der Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland und Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland, Dietrich Brauer (Moskau), in einem auf der Internetseite der Evangelischen Landeskirche in Württemberg veröffentlichten Interview.
Er ist der erste Russe in beiden Ämtern. Seit seiner Flucht nach Deutschland hält sich der 39-Jährige mit seiner Familie in Ulm auf. Gegenwärtig könne er nicht nach Russland zurück kehren, sagte Brauer.
Religionsgemeinschaften für den Krieg
Enttäuscht äußerte sich Brauer darüber, dass sich nicht alle Religionsgemeinschaften in Russland auf eine gemeinsame Erklärung gegen den Krieg hätten einigen können: „Gemeinsam hätten wir etwas bewegen können.“ Allerdings habe das russische Präsidialamt alle religiösen Leiter aufgefordert, den Krieg zu unterstützten: „Die meisten haben es getan.“
Der führende katholische Geistliche habe geschwiegen und sich dabei auf den Vatikan berufen. Der jüdische Oberrabbiner habe dagegen dazu aufgerufen, sich für den Frieden einzusetzen. Er habe allerdings auch die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Brauer: „Wir durften nicht vom Krieg sprechen, nicht für den Frieden beten und keinen Kontakt zu unseren ukrainischen Geschwistern aufnehmen.“ Er habe trotzdem in seiner Predigt vom Krieg gesprochen und von seinem Gefühl der Ohnmacht. Brauer rechnet nicht damit, dass sich die orthodoxen Christen in Russland als Basisbewegung gegen den Krieg aussprechen: „Manche Bischöfe äußern sich, aber viele Priester und Gläubige haben Angst.“
Ermutigt durch die Herrnhuter Losungen
Wie Brauer weiter ausführte, wird er ermutigt „durch die Menschen in Russland, die mutig weiter machen“ sowie durch die Herrnhuter Losungen, die er täglich lese: „Ich staune, wie das Wort Gottes in der aktuellen Situation zu uns spricht. Das bewegt mich sehr.“ Brauer hat am 18. März an einem Friedensgebet der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Berliner Dom teilgenommen. Auch am evangelischen ZDF-Fernsehgottesdienst, der am 20. März aus dem hessischen Eltville übertragen wird, wirkt er mit.
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