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Frei-/Kirchen

Erstmals über 50.000 Schüler an freien evangelischen Schulen

12.01.2023

Kommunen ermutigen, weitere christliche Schulen zu gründen. Foto: pixabay.com
Kommunen ermutigen, weitere christliche Schulen zu gründen. Foto: pixabay.com

Karlsruhe/Wetzlar (IDEA) – Die freien evangelischen Schulen in privater Trägerschaft haben in Deutschland weiter Zulauf. Immer mehr Kinder besuchen eine solche Bekenntnisschule. Die Schülerzahl stieg im Vergleich zum Jahr 2020 um 11,5 Prozent: von 45.276 auf 50.490. Das ergab eine Umfrage des Verbands Evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS, Karlsruhe) im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar).

Der Verband vertritt bundesweit die Interessen christlicher Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft. Wolfgang Stock, Generalsekretär des VEBS, freut sich über den Trend. Er beobachtet, dass nicht nur die Zahl der Schüler zunehme, sondern auch die Schulstandorte wüchsen: „Oft entsteht zunächst eine Grundschule. Danach kommen Mittelschulen und Oberstufen am Standort dazu.“

So hätten 22 Schulträger ihre Angebote in den vergangenen Jahren erweitert. Auch das Interesse an Neugründungen sei weiterhin groß. Der Verband biete deshalb Unterstützung in Form von Seminaren und Informationsveranstaltungen für die Elterninitiativen an, sagte Stock gegenüber IDEA: „Wir begleiten die Schulgründer von der ersten Idee bis zur Eröffnung der neuen Schule. Diesen Herbst startete eine Grundschule in Velbert, eine Realschule in Kirchheim/Teck, ein Gymnasium in Stuttgart und ein Berufskolleg in Minden. An den Standorten Cloppenburg, Crailsheim und Genthin sind weitere Eröffnungen geplant.

Laut Stock ermutigten mittlerweile Kommunen Eltern und Schulträger, weitere christliche Schulen zu gründen: „Die Städte stellen fest, dass der Bedarf groß ist. Unsere Schulen besitzen bei den staatlichen Ämtern hohes Ansehen.“ Dazu habe auch die Corona-Pandemie beigetragen: „Eltern und Ämter haben gesehen, dass bei uns so gut wie kein Unterricht ausgefallen ist.“ Die Schulen seien „durchdigitalisiert“ und hätten schnell auf Fernunterricht von zu Hause umstellen können. So habe es durch die Pandemie keine Einbußen bei den Schülerzahlen gegeben. Das Wachstum sei stärker als zuvor.

Herausforderungen: Inflation und Personalbedarf

Die aktuell hohe Inflation sei dagegen eine große Herausforderung für die freien evangelischen Schulen. Die Heizkosten für die Schulgebäude seien an vielen Orten stark gestiegen. Im Gegensatz zu den staatlichen Schulen, bei denen die Kommunen die Kosten tragen, müssen die Bekenntnisschulen diese Sachkosten selbst zahlen.

Stock warnt: „Die Inflation verstärkt die finanzielle Diskriminierung gegenüber staatlichen Schulen.“ Zwar zahle die öffentliche Hand auch den freien Trägern meist ein „Kopfgeld“ pro Schüler, allerdings orientiere sich dessen Höhe an den Kosten von vor zwei Jahren: „Waren die Kosten damit früher zu 80 Prozent gedeckt, schrumpft dieser Zuschuss wegen der hohen Inflation jetzt auf rund 60 Prozent.“

Eine Erhöhung der Elternbeiträge sieht er nicht als Lösung: „Wir sind ja keine Schulen für Reiche. Die Eltern leiden genauso unter der Inflation und benötigen das Geld selbst.“ Immerhin hätten einige Bundesländer das Problem erkannt. So habe beispielsweise Baden-Württemberg einen Notfallfonds aufgelegt.

„Der Staat ist gefordert. In Bundesländern, die traditionell gut mit den freien Schulen zusammenarbeiten, klappt das auch“, so Stock. Eine weitere Herausforderung sei weiterhin der Personalbedarf. So seien zwar fast alle Lehrerstellen besetzt und der Personalbestand besser als an staatlichen Schulen, allerdings könnten viele Standorte noch schneller wachsen, gäbe es mehr gläubige Lehrer.

Große Leistung in der Flüchtlingshilfe

Eine große Leistung hätten die freien Schulen in der Arbeit mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen vollbracht: „Unsere Schulen haben ukrainische Kinder selbstverständlich aufgenommen. An manchen Standorten machen sie bis zu zehn Prozent der Gesamtschülerzahl aus.“

Im Gegensatz zur Flüchtlingswelle 2015 seien jetzt vor allem (orthodoxe) Christen gekommen, die gerne eine christliche Schule besuchten. Daher gebe es bei der Integration kaum Probleme: „Die Kinder werden je nach Bildungsniveau direkt in den regulären Klassen integriert oder erhalten extra Deutschunterricht“, berichtete Stock.

Ein außergewöhnliches Projekt habe der Schulverein Lippe in Zusammenarbeit mit der Freien Evangelischen Christen-Gemeinschaft (FECG) Lage verwirklicht. In Stapelage wurde ein Kinderheim für 29 geflüchtete Kinder aus dem heftig umkämpften Mariupol eingerichtet.

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