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EKD-Synode: Ökumene jenseits von Frust und Euphorie

07.11.2022

Volker Jung ist Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Foto: Wiki Commons/ Norbert Neet
Volker Jung ist Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Foto: Wiki Commons/ Norbert Neet

Magdeburg (IDEA) – Die beiden großen Kirchen in Deutschland sollten verstärkt zusammenarbeiten. Dafür hat sich der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung (Darmstadt), auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgesprochen. Sie tagt vom 6. bis 9. November in Magdeburg.

Angesichts knapper werdender Ressourcen erscheine es sinnvoll, verstärkt kooperativ, arbeitsteilig und gegenseitig stellvertretend zu handeln, sagte Jung. Man wolle bestehende ökumenische Kooperationen auf mögliche Weiterentwicklungen untersuchen, innovative Projekte ausfindig machen und Doppelstrukturen abbauen. Evangelische und römisch-katholische Christen müssten gemeinsam nach einer „glaubwürdigen Frömmigkeit im 21. Jahrhundert“ suchen. Jenseits von „Ökumene-Frust“ und „Ökumene-Euphorie“ sei in Deutschland eine Zusammenarbeit auf allen kirchlichen Ebenen gewachsen, die von einer dankbaren, nüchternen und engagierten Haltung geprägt sei.

Landesbischof Manzke: „Ökumenische Eintracht“ bei Religionsunterricht

Nach den Worten des Catholica-Beauftragten der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), haben die beiden großen Kirchen an Vertrauen und Relevanz verloren. Die Geschichte der Kirche stelle jedoch ein breites Wissen zur Verfügung, wie mit Vertrauensverlust und heftigen Selbstzweifeln umzugehen sei. Es gebe Bereiche, in denen die Kirchen in „ökumenischer Eintracht“ zusammenarbeiten könnten.

Als Beispiel nannte Manzke einen gemeinsam verantworteten „christlichen Religionsunterricht“, der an die Stelle von evangelischem und katholischem Religionsunterricht treten könne.

Zudem könne man die ökumenische Zusammenarbeit bei der Seelsorge in der Bundespolizei intensivieren. Ferner könnten die beiden großen Kirchen bei ethischen Stellungnahmen Gemeinsamkeiten stärker herausstellen. Dies könne die Wirksamkeit in öffentlichen Debatten erhöhen. Bestehende Differenzen gelte es dabei auszuhalten.

In Fragen der Lehre von der Kirche, der Eucharistie und des Amtsverständnisses verharre die Verständigung mit der römisch-katholischen Kirche in manchen Bereichen jedoch „beim Status quo“, so Manzke.

Katholischer Bischof Feige: Es hilft nicht, Probleme zu verschleiern

Der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, sagte in einer Podiumsdiskussion, die Kirchen säßen in einem Boot. Sie seien betroffen von Säkularisierung, Pluralisierung und einem schwindenden Verständnis für theologische Argumente.

Zugleich sei zwischen evangelischer und katholischer Kirche die „Einheit in Vielfalt“ an vielen praktischen Stellen gegeben. Allerdings sei in absehbarer Zeit nicht mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier zu rechnen. Es helfe der Ökumene nicht weiter, wenn Probleme verschleiert oder verschwiegen werden. In der Ökumene sollte das Prinzip gelten: „Einheit im Notwendigen, Freiheit im Zweifel und Liebe in allem.“

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