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Menschenrechte

„Eine Prozession für das Leben“

18.09.2021

Beim diesjährigen Marsch nahmen rund 4.500 Personen teil. Foto: IDEA / M. Pletz
Beim diesjährigen Marsch nahmen rund 4.500 Personen teil. Foto: IDEA / M. Pletz

Berlin (IDEA) – Der „Marsch für das Leben“ ist eine „Prozession für das Leben“. Das sagte der katholische Bischof Wolfgang Ipolt (Görlitz) beim ökumenischen Abschlussgottesdienst der Veranstaltung am 18. September in Berlin. Er gestaltete den Gottesdienst gemeinsam mit dem serbisch-orthodoxen Erzpriester Veljko Gačić (Berlin).

Es gehe darum, das Leben nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zu schützen, so Ipolt. „Tötung von ungeborenen Kindern kann darum niemals ein Menschenrecht sein.“ Mit dieser Aussage bezog er sich auf die Verabschiedung des sogenannten Matic-Berichts durch das Europäische Parlament, in dem Abtreibung als Menschenrecht bezeichnet wurde.

Veranstalter des Marsches ist der Bundesverband Lebensrecht (BVL/Berlin), ein Zusammenschluss aus fünfzehn Mitgliedsvereinen. Nach seinen Angaben beteiligten sich an der überparteilichen und ökumenischen Kundgebung knapp 4.500 Personen. Die Teilnehmer hielten wegen der Corona-Pandemie Abstandsregeln ein und trugen Masken.

Im Vorjahr hatten unter Corona-Bedingungen rund 3.500 Menschen am „Marsch für das Leben“ teilgenommen. 2019 waren es mehr als 8.000 Teilnehmer.

Bündnisse riefen zu Gegendemos auf

Das „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“ hatte zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Zu dem Bündnis gehören unter anderem die Parteien Bündnis 90/Die Grünen und „Die Linke“ sowie das „What-the-Fuck-Bündnis“ (Was zum Teufel?), ein Zusammenschluss aus verschiedenen linksradikalen, queerfeministischen Gruppen und Einzelpersonen in Berlin.

Die Gegendemonstranten forderten, die Paragrafen 218 und 219 Strafgesetzbuch zu streichen und stattdessen ein „Recht auf Abtreibung“ zu schaffen. Sie riefen Sprechchöre wie „Hätte Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“, „My body, my choice, raise your voice“ (Mein Körper, meine Entscheidung, erhebt eure Stimme) oder „Ob Kinder oder keine, entscheide ich alleine“.

Der Marsch verlief dennoch friedlich und ohne Zwischenfälle.

Matthies: Mit dem Lebensschutz geht es bergab

Der Vorsitzende der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, Helmut Matthies (Brandenburg/Havel), bezeichnete es in einem Grußwort als „schweres Unrecht“, dass in der DDR fast jedes zweite Kind abgetrieben worden sei: „Für den atheistischen SED-Staat ist eben der Mensch vor der Geburt kein Mensch gewesen.“

Auch in Westdeutschland habe es trotz des grundsätzlichen Verbots hunderttausendfach Abtreibungen gegeben. 1995 habe der Bundestag beschlossen, dass Abtreibung zwar rechtswidrig sei, jedoch in den ersten drei Monaten straflos bleibe, wenn sich eine Schwangere beraten lasse.

„Seit 1995 fehlen uns offiziell mehr als 2,5 Millionen Geschöpfe, ja Ebenbilder Gottes“, sagte Matthies mit Blick auf die seitdem durchgeführten Abtreibungen. Der deutsche Staat habe „diese Menschenrechtsverletzung“ mit Steuermitteln von bisher einer Milliarde Euro subventioniert.

Auch am Lebensende stehe der Mensch in Gefahr, da das Bundesverfassungsgericht die Beihilfe zum Suizid für rechtmäßig erklärt habe. Matthies: „Seit der Wiedervereinigung ist es also mit dem politischen Schutz des Lebens ständig weiter bergab gegangen.“

Matthies ermutigte die Anwesenden dazu, aktiv zu werden. So könne man seinen Bundestagsabgeordneten anrufen, einer Lebensrechtsorganisation beitreten oder selbst Hilfe anbieten. „Ja, alle Kinder sind wertvoll! Alle Kinder sind Ebenbilder Gottes! Lassen sie uns mehr denn je für alle kämpfen!“

Menschen am Lebensende beistehen

Der Allgemeinmediziner Volker Eissing vom Verein „Hospizbewegung Papenburg und Umgebung“ sprach in seinem Grußwort über den Umgang mit Menschen am Lebensende. Wenn sie über einen assistierten Suizid nachdächten, bräuchten sie vor allem Menschen, die ihnen zuhörten und Vertrauen entgegenbrächten. Das sei viel wichtiger als Schmerzmedikamente und Beruhigungsmitel.

Die Psychologin Sabina Scherer rief dazu auf, neue Wege zu gehen, um bei möglichst vielen Leuten Interesse für das Thema Lebensschutz zu wecken. Sie habe zum Beispiel einen Podcast mit dem Titel „Ein Zellhaufen spricht über Abtreibung“ gestartet, um das Thema jungen Menschen nahezubringen.

Zahlreiche katholische Bischöfe schickten Grußworte

Unter den Teilnehmern waren der katholische Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) und der katholische Weihbischof Florian Wörner (Augsburg).

Im Vorfeld der Veranstaltung hatte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (Limburg), ein Grußwort an die Teilnehmer geschickt.

Ebenso grüßten die katholischen Erzbischöfe Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) und Hans-Josef Becker (Paderborn), die Weihbischöfe Matthias König (Paderborn), Matthias Heinrich (Berlin) und Stefan Zekorn (Münster) sowie die Bischöfe Stefan Oster (Passau) und Helmut Dieser (Aachen).

Darüber hinaus übermittelte der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović (Berlin), seine Grüße. Der russisch-orthodoxe Priester Thomas Diez sandte im Namen der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland ein Grußwort. Auch die Orthodoxe Bischofskonferenz bekundete ihre Unterstützung für den Marsch.

Kaum Rückmeldungen von evangelischen Landeskirchen

Von den evangelischen Landeskirchen fiel die Unterstützung hingegen gering aus. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beteiligte sich nicht mit einem Grußwort und evangelische Bischöfe waren nicht beim Marsch vertreten.

Ein Grußwort schickte der sächsische Landesbischof Tobias Bilz (Dresden), der sich gemeinsam mit dem katholischen Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, äußerte.

Auch Freikirchenleiter sendeten Grußworte

Die Deutsche Evangelische Allianz war bei der Veranstaltung durch ihren Vorsitzenden, Pastor Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), vertreten.

Grußworte schickten der Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Christoph Stiba (Wustermark bei Berlin), der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG), Ansgar Hörsting (Witten), der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt (Hannover) sowie der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung, Uwe Heimowski (Gera).

Auch Politiker unterstützen den Marsch

Weitere Grußworte hatten im Vorfeld die CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Krauß (Schwarzenberg/Erzgebirge) und Hans-Jürgen Irmer (Wetzlar) sowie der Bundesvorstand der AfD geschickt. Darüber hinaus grüßte die ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen, Pfarrerin Christine Lieberknecht (Ramsla bei Weimar).

Der nächste „Marsch für das Leben“ soll am 17. September 2022 stattfinden.

 

IDEA hat mehrere Teilnehmer des Marschs für das Leben gefragt, warum sie an der Veranstaltung teilnehmen. Die Statements können Sie hier nachhören

https://www.facebook.com/IDEADE/videos/1001754373940976

https://www.facebook.com/IDEADE/videos/647708449951445

https://www.facebook.com/IDEADE/videos/540715020546460

https://www.facebook.com/IDEADE/videos/263841518804916

https://www.facebook.com/IDEADE/videos/611227579879600

Das Grußwort von Helmut Matthies dokumentiert IDEA hier.

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