Drachen, Einhörner und Riesen: Was sagt die Bibel?

Welche Bedeutung haben Drachen, Einhörner oder Riesen in der Bibel? Mit dieser Frage beschäftigt sich die aktuelle Folge des IDEA-Podcasts „Zwischen Tür und Himmel“. Die Wesen müssten unterschiedlich eingeordnet werden, erklärte der Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule (FTH) Gießen, Joel White.

Manche Beschreibungen seien auf poetische Formulierungen oder Übersetzungsfehler zurückzuführen. Die Darstellungen der Tiere Behemoth und Leviathan im Buch Hiob erinnerten an Drachen oder urzeitliche Tiere.

White wies darauf hin, dass es sich hierbei um eine „dichterische Sprache“ handele, die die Größe der Schöpfung hervorheben solle: „Der Autor will beschreiben, wie mächtig die Tiere sind, die Gott geschaffen hat, um zu zeigen, wie mächtig Gott ist.“

Auch wenn es große Tiere wie Mammuts oder Auerochsen tatsächlich gegeben habe, sei unklar, welches konkrete Tier jeweils gemeint sei. Es sei denkbar, dass Erinnerungen an ausgestorbene Tiere in die Texte eingeflossen seien.

Einhörner und Riesen in der Bibel

Die Vorstellung eines Einhorns im modernen Sinn sei nicht biblisch begründet, auch wenn die Bezeichnung in älteren Bibelübersetzungen an einigen Stellen – etwa in Psalm 22 – zu finden ist. Laut White steht diese Formulierung nicht im hebräischen Urtext.

Das entsprechende Wort beziehe sich vermutlich auf eine wilde Rinderart. Erst durch die Übersetzung ins Griechische sei das Bild des Einhorns entstanden: „Aus irgendeinem Grund haben die Übersetzer dieses Wort mit Einhörnern wiedergegeben.“

Der Theologe äußerte sich auch zu Riesen in der Bibel, zum Beispiel Goliath (1. Samuel 17). Er betonte, dass es zu allen Zeiten außergewöhnlich große Menschen gegeben habe. Darüber hinaus gebe es Völker, die im Durchschnitt größer gewesen seien als andere.

Im Fall der Riesen in 1. Mose 6,4 führte White eine andere Deutung an. Die „Gottessöhne“, die mit Frauen Riesen zeugten, seien keine übernatürlichen Wesen. Die Bezeichnung sei für Könige verbreitet gewesen. Sie hätten sich viele Frauen genommen, deren Nachkommen als „Helden der Vorzeit“ galten.

White gab eine alternative Übersetzungsmöglichkeit an: „Die von sich meinen, von Gott oder von Göttern abzustammen, die haben sich so viele Frauen genommen, wie sie wollten. Und ihre Kinder waren die Prominenten auf der Erde.“

White unterstrich, dass die biblischen Texte häufig eine poetische Ebene hätten und nicht immer wörtlich zu verstehen seien. In der Auseinandersetzung mit solchen Passagen sei es wichtig, sowohl die Erkenntnisse der Biologie als auch die Eigenarten der jeweiligen Textgattung zu beachten. „Auch das ehrt Gott, wenn wir unsere natürlichen Gaben und Fähigkeiten einsetzen, um in Erfahrung zu bringen, wie die Welt ist“, sagte White.

Zum Podcast „Zwischen Tür und Himmel“

Der etwa zehnminütige Podcast ist ein Angebot der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar). Er erscheint 14-tägig auf ztuh.de sowie den gängigen Podcast-Apps (z. B. Spotify, Pocket Casts, Amazon Podcasts und Apple Podcasts). 

Zuhörer können ihre Lebens- und Glaubensfragen an ztuh@idea.de schicken. Eine Auswahl der Fragen wird in den Folgen aufgegriffen und diskutiert.