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Distanzunterricht: Experte befürchtet mehr Schulverweigerer

31.05.2021

Knollmann sieht für zehn bis 20 Prozent der Schüler die Gefahr, zu Schulvermeidern zu werden. Foto: pixabay.com
Knollmann sieht für zehn bis 20 Prozent der Schüler die Gefahr, zu Schulvermeidern zu werden. Foto: pixabay.com

Der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Martin Knollmann befürchtet, dass die Zahl der Schulverweigerer als Folge der coronabedingten Schulschließungen zunehmen wird.

Frankfurt am Main (IDEA) – Der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Martin Knollmann (Essen) befürchtet, dass die Zahl der Schulverweigerer als Folge der coronabedingten Schulschließungen zunehmen wird.

Er gehe davon aus, „dass Schulvermeidung ein großes Thema wird, insbesondere wenn die Schulen wieder komplett aufmachen, vermutlich also in vielen Kommunen spätestens nach den Sommerferien“, sagte er in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Dann werde man Kinder erleben, „die in der Schule nur noch schwer Tritt fassen“. Es gebe vermehrt Kinder und Jugendliche, bei denen schon vor der Pandemie einiges im Argen gelegen habe. Corona habe dann das Fass zum Überlaufen gebracht. Diese Schüler hätten im Distanzunterricht den Faden verloren, „weil sie zum Beispiel durch Medienkonsum eine komplette Tag-Nacht-Umkehr haben“. Das heißt, sie sind tagsüber schläfrig und in der Nacht wach.

Knollmann zufolge hatten manche Schüler schon vor der Pandemie Ängste und depressive Symptome, die dazu geführt hätten, „dass sie im Lockdown noch einmal inaktiver wurden“. Knollmann sieht für zehn bis 20 Prozent der Schüler die Gefahr, zu Schulvermeidern zu werden. Deshalb müsse schnell gehandelt werden.

Der Experte plädiert für den Einsatz von „multiprofessionellen Teams“, die aus Lehrern, Schulsozialarbeitern, Psychologen, Kinder- und Jugendpsychiatern oder je nach lokalen Gegebenheiten auch aus Kinderärzten oder Mitarbeitern des Jugendamtes bestehen.

Er wolle nicht dramatisieren, so Knollmann, „aber wir sollten präventiv vorgehen, bevor noch mehr Kinder in den Teufelskreis der Schulvermeidung geraten“. Nach seinen Worten haben Schulverweigerer ein höheres Risiko für schulisches Versagen, spätere Arbeitslosigkeit, psychische Erkrankungen und Kriminalität. Als Gesellschaft sei es also wichtig, sich akut um dieses Thema zu kümmern.

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