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Diakonie fordert mehr Hilfe für Obdachlose

11.02.2023

Der „Housing First“-Ansatz sei kein „Allheilmittel“ für alle Wohnungslosen, „aber ein sinnvoller und in vielen Bundesländern erfolgreich erprobter Ansatz innerhalb des Hilfesystems“, erklärte Maria Loheide von der Diakonie Deutschland. Symbolfoto: unsplash.com
Der „Housing First“-Ansatz sei kein „Allheilmittel“ für alle Wohnungslosen, „aber ein sinnvoller und in vielen Bundesländern erfolgreich erprobter Ansatz innerhalb des Hilfesystems“, erklärte Maria Loheide von der Diakonie Deutschland. Symbolfoto: unsplash.com

Berlin (IDEA) – Die Diakonie Deutschland fordert von der Bundesregierung mehr Anstrengung beim Kampf gegen Obdachlosigkeit. Das teilte das Werk am 10. Februar mit. Hintergrund ist ein entsprechender Antrag der Linken-Bundestagsfraktion, der an dem Tag im Bundestag debattiert wurde. Darin spricht sich die Partei dafür aus, den „Housing-First“-Ansatz in Deutschland zu etablieren, bei dem wohnungslose Menschen als Grundlage für weitere Hilfen zuerst in eine eigene Wohnung vermittelt werden.

Es handelt sich dabei nach Angaben der Diakonie um ein sozialpolitisches Konzept zur Überwindung von Wohnungslosigkeit. „Housing First“ sei demnach vor allem für Menschen konzipiert, „die multiple Problemlagen aufweisen und besonders stark vom freien Wohnungsmarkt ausgegrenzt sind. Ihnen wird ein eigener, mietvertraglich abgesicherter Wohnraum zur Verfügung gestellt, der zu einer Stabilisierung ihrer Lebenssituation beitragen und so die Grundlage für die freiwillige Annahme weiterer Hilfen darstellen“ solle.

Das Programm wurde in den Vereinigten Staaten entwickelt und mittlerweile auch in mehreren europäischen Ländern erprobt. Einzelne Projekte gebe es bereits in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Gießen, Hamburg, Hannover, Leipzig, Stuttgart und weiteren Städten. In Berlin seien im Rahmen einer Modellphase bereits 40 Personen mit eigenem Wohnraum versorgt worden.

Loheide: Das kann nur ein Baustein sein

Der Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide (Berlin), erklärte dazu, dass „Housing First“ kein „Allheilmittel“ für alle Wohnungslosen sei, „aber ein sinnvoller und in vielen Bundesländern erfolgreich erprobter Ansatz innerhalb des Hilfesystems“. Denn er ermögliche eine schnelle Unterbringung in eigenem Wohnraum auch für Langzeitwohnungslose.

Voraussetzung dafür sei jedoch, dass dieser Wohnraum auch zur Verfügung stehe. „Als Diakonie beobachten wir mit großer Sorge, dass immer mehr Menschen um zu wenige bezahlbare Wohnungen konkurrieren. Wohnungslose Menschen haben auf diesem hart umkämpften Markt praktisch keine Chance. Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir neue Wege zur Unterstützung ausprobieren und auch finanzieren.

Wenn die Ampelkoalition wie angekündigt Wohnungslosigkeit bis 2030 überwinden will, muss sie noch deutlich nachlegen und weitere Maßnahmen auf den Weg bringen.“ Es gelte, den sozialen Wohnungsbau zu stärken, das Mietrecht zu reformieren und „gute Rahmenbedingungen für eine gemeinwohlorientierte und gemeinnützige Wohnungswirtschaft“ zu schaffen. Laut dem aktuellen Wohnungslosenbericht der Bundesregierung galten in Deutschland Anfang 2022 rund 263.000 Menschen als obdachlos.

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