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Gesellschaft

Deutsche rauchen weniger Zigaretten, aber mehr Pfeifentabak

26.04.2022

2018 starben in Deutschland 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Symbolfoto: pixabay.com
2018 starben in Deutschland 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Symbolfoto: pixabay.com

Hamm (IDEA) – Der Zigarettenkonsum in Deutschland geht zurück. Dafür greifen Verbraucher vermehrt zu anderen Tabakprodukten. Das berichtet die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS/Hamm), die am 26. April ihr Jahrbuch Sucht 2022 veröffentlicht hat.

Nach ihren Angaben sank der Konsum von Fertigzigaretten im vergangenen Jahr auf 71,8 Milliarden Stück, was einem Minus von 2,8 Prozent gegenüber 2020 entspricht. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei 863 Glimmstengeln (2020: 888). Das ist der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung 1990.

Dagegen nahm der Konsum von (Wasser-)pfeifentabak weiter deutlich zu. Er stieg im Vergleichszeitraum um 40 Prozent auf 8.387 Tonnen. Die DHS begründet dies mit der anhaltenden Beliebtheit des speziellen Wasserpfeifentabaks, der vor allem von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Shisha-Bars geraucht wird.

Der Verbrauch von Zigarren/Zigarillos wuchs um 1,4 Prozent auf 2,8 Milliarden Stück im Jahr 2021. Nach Schätzungen belaufen sich die gesamtwirtschaftlichen Folgekosten des Rauchens, etwa durch Behandlungen tabakbedingter Krankheiten und Produktivitätsausfälle, in Deutschland auf 97,2 Milliarden Euro jährlich. Die Einnahmen aus der Tabaksteuer betrugen im vergangenen Jahr 14,7 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent).

Den Angaben zufolge starben allein 2018 hierzulande 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.

Alkohol: Deutschland ist ein „Hochkonsumland“

Laut der DHS bleibt Deutschland im internationalen Vergleich ein „Hochkonsumland“ für Alkohol, obwohl der Verbrauch sinke. 2019 habe jeder Bürger ab 15 Jahren im Durchschnitt 10,2 Liter reinen Alkohol zu sich genommen. 1970 waren es noch 14,4 Liter.

In einer Statistik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt Deutschland damit beim Alkoholkonsum unter 44 Nationen an 13. Stelle. Der Vorstandsvorsitzende der DHS, Prof. Norbert Scherbaum, warnt: „Alkohol ist ein Zellgift. Zahlreiche körperliche Erkrankungen, zum Beispiel der Leber und Krebserkrankungen, sind auf den Konsum von Alkohol zurückzuführen.“

Im Blick auf das Glücksspiel heißt es, die Umsätze des legalen Marktes seien 2020 auf 38,3 Milliarden Euro gesunken. Das entspricht einem Minus von 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Größtes Marktsegment sind die 220.000 Spielautomaten in Spielhallen und gastronomischen Betrieben.

Mehr Suchterkrankungen? Datenlage ist noch zu dünn

Die DHS geht auch auf die Frage ein, wie sich die Corona-Pandemie auf das Suchtverhalten ausgewirkt hat. Dazu sagte deren Referentin für Prävention, Christine Kreider, die Pandemie habe die psychische Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland stark beeinträchtigt. „Wir wissen aus anderen Krisensituationen, dass Menschen vermehrt Suchtmittel und süchtiges Verhalten nutzen – mit dem Wunsch, Belastungen in schwierigen Zeiten auszugleichen.“

Daraus lasse sich allerdings nicht schlussfolgern, dass die Bürger in Deutschland durch die Corona-Krise süchtiger geworden sind. „Dazu ist die Datenlage aktuell noch zu dünn.“ Suchterkrankungen entstünden meist schleichend über einen längeren Zeitraum. In den Statistiken bildeten sie sich daher erst zeitverzögert ab.

Fest steht laut Kreider allerdings schon jetzt: „Wir müssen uns mehr denn je um besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen kümmern, wie beispielsweise Kinder aus Suchtfamilien.“

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