Gesellschaft
Deutliche Zunahme häuslicher Gewalt
06.06.2024
Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das ergaben Recherchen der Tageszeitung „Die Welt“ bei den Innenministerien und Landeskriminalämtern der 16 Bundesländer.
Demnach registrierte die Polizei bundesweit mehr als 255.000 Opfer, was einem Anstieg um etwa sieben Prozent gegenüber 2022 entspricht. Zwei Drittel der Betroffenen seien Frauen. Die Dunkelziffer sei hoch, weil sich viele Opfer nicht trauten, Anzeige zu erstatten.
Als Täter werden Partner, Ex-Partner und Familienangehörige erfasst. Dem Bericht zufolge haben alle Bundesländer dem Bundeskriminalamt höhere Zahlen gemeldet.
Die stärksten Zuwächse verzeichneten die Länder Bremen (plus 34,6 Prozent), Sachsen-Anhalt (12,4 Prozent), Baden-Württemberg (9,8 Prozent), Hamburg (9,4 Prozent), Brandenburg (8,9 Prozent), Berlin (8,8 Prozent) und Niedersachsen (8,7 Prozent). Den geringsten Anstieg der häuslichen Gewalt registrierten Thüringen (1,1 Prozent), das Saarland (1,4 Prozent) und Rheinland-Pfalz (1,7 Prozent).
Die Präsidentin des (katholischen) Deutschen Caritasverbandes (Freiburg), Eva Maria Welskop-Deffaa, sagte gegenüber „Welt“: „Häusliche Gewalt hat viele Gesichter: Frauen und Männer aus allen gesellschaftlichen Schichten sind Opfer gewalttätiger Partner. Vergewaltigung in der Paarbeziehung ist so alltäglich wie Schläge oder Misshandlung mit Gegenständen.“ Die Täter seien häufig alkoholisiert.
Die Vorständin Sozialpolitik bei der Diakonie Deutschland, Maria Loheide (Berlin), sagte der Zeitung: „Der erneute Anstieg von häuslicher Gewalt ist erschreckend, kommt aber nicht unerwartet. Nötig sei jetzt ein „Gewalthilfegesetz, das allen von Gewalt betroffenen Frauen einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung garantiert“.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) stellen am 7. Juni mit dem Bundeskriminalamt das Lagebild für das Jahr 2023 vor.
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