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Gesellschaft

„Wir erleben einen Hunger nach bibeltreuer Verkündigung“

30.09.2021

Der Direktor des Bibelseminars Bonn, Heinrich Derksen. Foto: IDEA/Wolfgang Köbke
Der Direktor des Bibelseminars Bonn, Heinrich Derksen. Foto: IDEA/Wolfgang Köbke

Wetzlar (IDEA) – Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Digitalisierung hat für Gemeinden nicht nur negative Auswirkungen. Davon ist der Direktor des Bibelseminars Bonn, Heinrich Derksen, überzeugt. Er äußerte sich am 29. September vor der Mitgliederversammlung der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA in Wetzlar.

Seine eigene Gemeinde – die Evangelische Freikirche Köln-Ostheim – sei in den vergangenen 18 Monaten um 30 Prozent von 500 auf 650 Mitglieder gewachsen. Rund die Hälfte dieser neuen Mitglieder habe sich in der Gemeinde taufen lassen, betonte Derksen: „Wir erleben einen Hunger nach klarer, bibeltreuer Verkündigung. Menschen bekehren sich durch YouTube-Videos und sind auf der Suche nach lebendigen Gemeinden und Gottesdiensten.“ Die Hemmschwelle, an einem digitalen Gottesdienst teilzunehmen, sei deutlich geringer.

Menschen stellen sich ihr „eigenes geistliches Menü“ zusammen

Gleichzeitig sei es ein Problem, dass manche Menschen aufgrund des breiten digitalen Angebots häufig die Gemeinde wechselten. Wem die Musik, der Prediger oder das Programm nicht gefalle, klicke weg: „Man stellt sich sein eigenes geistliches Menü zusammen.“

Der Wettbewerb zwischen den Gemeinden habe zugenommen. Die größeren Gemeinden schluckten die kleineren, denen das Potenzial fehle, digitale Angebote aufzubauen. Zudem hätten wegen Corona die Spannungen in den Gemeinden stark zugenommen.

Es falle auch Christen schwer, andere Menschen mit ihren Meinungen stehen zu lassen. Ihm zufolge hat der Gesang während Corona am meisten gelitten. Das Singen am Bildschirm oder mit einer Maske sei für viele eine Zumutung. Viele Talente gingen somit verloren, bedauerte Derksen.

IDEA-Redakteurin: Mütter müssen die zusätzlichen Lasten tragen

IDEA-Redakteurin Julia Bernhard sagte in ihrem Vortrag, dass den meisten Eltern in der Corona-Pandemie langsam die Puste ausgehe. Die Bedürfnisse von Kindern seien schon vor der Pandemie nur selten im Blick der Politik gewesen. Das habe sich während Corona noch verstärkt.

Wie schlimm Familien unter der Krise gelitten haben, werde sich in den kommenden Jahren herausstellen, so die zweifache Mutter. Bereits jetzt seien die Defizite aber deutlich: Die Mütter-Genesungswerke seien voll, Übergewicht und Magersucht bei Kindern nehme zu. Bernhard sprach sich dafür aus, Väter stärker zu ermutigen, sich in den Familien einzubringen. Die zusätzlichen Lasten hätten zumeist die Mütter tragen müssen.

Verleger Rentrop: An Gottes Segen ist alles gelegen

Der Bonner Verleger Norman Rentrop nannte es erstaunlich, wie viel mittlerweile digital möglich sei. Er selbst habe 2019 350 Vorstandsgespräche geführt. 2020 seien es ohne Reisen 600 gewesen. Es sei möglich, neue Fabriken in China aufzubauen und über spezielle Videobrillen auf der Baustelle vor Ort dabei zu sein. Gleichzeitig gebe es aber auch Schattenseiten, etwa in den Innenstädten, wo Geschäfte schließen mussten.

Aktuell sei der Geschäftsklima-Index zum dritten Mal in Monatsfolge gesunken. Hintergrund sei unter anderem eine „Flaschenhals-Rezession“. Es fehlten beispielsweise Computer-Chips, Stahl und Holz. So gebe es beispielsweise bei neuen Autos lange Wartezeiten. Christen dürften sich aber immer sicher sein, dass Gott im Regiment sitzt, betonte Rentrop: „An seinem Segen ist alles gelegen.“ Die Mitgliederversammlung tagte hybrid (analog und digital).

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