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Frei-/Kirchen

Den klassischen Gottesdienst am Sonntagmorgen erhalten

12.05.2024

Justus Geilhufe ist Pfarrer in Großschirma und der Kirchgemeinde am Dom zu Freiberg. Foto: privat
Justus Geilhufe ist Pfarrer in Großschirma und der Kirchgemeinde am Dom zu Freiberg. Foto: privat

Der sächsische Pfarrer Justus Geilhufe (Großschirma bei Freiberg) hat den klassischen Gottesdienst am Sonntagmorgen verteidigt. In einem Beitrag für das evangelische Magazin chrismon warnt er davor, ihn zugunsten anderer Formen aufzugeben. Damit werde man ohnehin kaum jemanden erreichen: „In meiner Wahrnehmung haben die Außenstehenden oft ein untrügliches Gespür dafür, was wir zu tun haben und was nicht.“

Er denke nicht, dass das Problem die unpassende Form des Gottesdienstes sei. „Dass es eine solche Form gibt, so alt sie auch ist, leuchtet dem Außenstehenden ein.“ Nötig sei aber, in diese Form einzuführen und sie zu erklären.

Er selbst erlebe, dass nicht „die stur nach Vorschrift gefeierten Sonntagmorgengottesdienste“ zum Problem würden, wenn er Freunde dazu einlade. „Im Erdboden versinken will man oft, wenn es zeitgemäß werden soll.“

Offenbar bildeten „Unterweisung und Anbetung“ auch für diese Menschen den „Wesenskern“ des Gottesdienstes. „Das hat mit der atheistischen Gesellschaft tun zu, in der wir leben. Wir sind so weit, dass die Menschen um uns herum im Großen keine Berührung mit dem Glauben und der kirchlichen Wirklichkeit mehr haben.“ Das Leben Jesu berühre ihr Leben nicht. „In ihrer eigenen Wahrnehmung leben sie damit gut, wenngleich sich aus der Perspektive des Glaubens der Mangel dieses Lebensentwurfs vielgestaltig und deutlich zeigt.“

Er glaube zwar nicht, dass Atheisten schlechte Menschen seien. „Aber ich glaube, dass das eigenartige Leben dieses Jesu, der in Bethlehem geboren wurde, für sie ein großer Schatz sein kann, der noch in ihrem Leben fehlt.“

Der Gottesdienst muss anders sein

Wenn man tatsächlich der Meinung sei, den glaubenden unterscheide nichts vom nicht glaubenden Menschen, sei der Sonntagmorgengottesdienst tatsächlich eine historisch zufällige Form, „die durch alles, was in der Selbstwahrnehmung des modernen Menschen passender zu sein scheint“, ersetzt werden könne und sollte.

„Wenn ich aber nicht dieser Meinung bin, dann weiß ich, dass es den Gottesdienst braucht, um Gott einen Platz im Alltag einzuräumen, der nicht durch mich und meinen Alltag vorgeprägt ist, sondern mich und diesen Alltag verändert. Dann weiß ich, dass der Gottesdienst eine ganz andere und damit eine mein Leben transformierende Gestalt haben muss. Und diese Gestalt hat natürlich etwas mit dem Tag und der Zeit und der Form des Sonntagsgottesdienstes zu tun.“

Die Gläubigen versammeln sich aus einem guten Grund am Sonntagmorgen

Christen kämen traditionellerweise Sonntagfrüh zum liturgischen Gottesdienst zusammen, „weil Jesus ‚am dritten Tage nach der Schrift‘ auferstanden ist und die Frauen eben im Licht des Morgens und nicht im Dunkel der Nacht das Wunder der Auferstehung entdeckt“ hätten. Jeder Teil des lutherischen Gottesdienstes sei dann die Verkündigung dieses Wunders, so Geilhufe. Hinter der Feier dieses Sonntagmorgens stehe deshalb mehr als Konservativismus und Traditionsbewusstsein.

Entscheidend sei am Ende, dass Jesus ein einziges, ganz konkretes historisches Leben geführt habe. „Das Geheimnis unseres Glaubens ist, dass unser konkretes Leben ein Teil davon sein kann und sich dadurch verändert. Der Wunsch, der mit dem Feiern des Gottesdienstes verbunden ist, ist, dass dieses Geheimnis des Glaubens die erlebte Wirklichkeit unseres Lebens wird. Wenn nun Jesus auf eine nicht zufällige, historisch erinnerte, greifbare Art und Weise gelebt, gestorben und auferstanden ist, warum soll ich unsere Feier dessen von dieser Konkretheit und Einzigartigkeit lösen?“

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