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Menschenrechte

Dammbruch in der Ukraine: Christliche Werke helfen

07.06.2023

Einwohner von Cherson werden evakuiert, nachdem der Kachowka-Staudamm durch eine Explosion zerstört wurde. Foto: picture-alliance/ AA|Ercin Erturk
Einwohner von Cherson werden evakuiert, nachdem der Kachowka-Staudamm durch eine Explosion zerstört wurde. Foto: picture-alliance/ AA|Ercin Erturk

Cherson (IDEA) – Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine kündigen christliche Hilfswerke in Deutschland Unterstützung für die betroffene Bevölkerung an.

In der Nacht zum 6. Juni stürzte die Staumauer ein. Die Ursache ist noch unklar. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, einen Terrorakt verübt zu haben. Die Wassermassen überfluteten Gebiete rechts und links des Flusses Dnipro.

Wie der Vorsitzende des Gemeindeverbandes „Gottes Wort“ und Gründer des Hilfswerks „Helping Hands SCM“, Ivan Stukert (Bochum), auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA mitteilte, sind Helfer schon vor der Katastrophe in dem Gebiet tätig gewesen. Am 6. Juni habe man bereits einige akut gefährdete Menschen evakuiert. Jetzt kümmere man sich um Unterkünfte, Hilfsgüter und Fahrzeuge, um in den kommenden Tagen so viele Betroffene wie möglich zu evakuieren.

Die Lage sei äußerst angespannt, so Stukert. Einige Orte stünden teilweise bis zu zehn Meter unter Wasser, und man erwarte einen weiteren Anstieg. Tausende Menschen seien betroffen. Es gebe auch einige Vermisste – vor allem Ältere, die vermutlich von den Wassermassen erfasst worden seien, so der seit 2014 in der Ukraine aktive Pastor. Viele Menschen hätten die vergangene Nacht auf den Dächern ihrer Häuser oder auf Bäumen verbracht. Daher seien die Evakuierungen enorm wichtig.

Ukrainische Lutheraner bereiten Hilfstransport vor

Auch die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine (DELKU) bereitet Hilfsgüter für das Überschwemmungsgebiet vor. Das bestätigte der Pastor und Präsident der DELKU-Synode, Alexander Gross, gegenüber IDEA.

In der Region Cherson gebe es derzeit nur eine einzige funktionierende lutherische Gemeinde. Sie befinde sich in Smijiwka (Schlangendorf), nicht einmal zehn Kilometer entfernt vom Staudamm auf der anderen Seite des Flusses Dnipro. Die Ortschaft sei von der Flut nicht betroffen, jedoch fehle es nun an Wasser in den Brunnen, so Gross. Von den ehemals 2.300 Einwohnern lebten dort aufgrund der nahegelegenen Front nur noch rund 400 Menschen. Diese würden von der DELKU monatlich mit Hilfsgütern versorgt.

Pastor: Betroffene in russisch besetzten Gebieten sind sich selbst überlassen

Der Bremer Pastor und Friedensbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, Andreas Hamburg, teilte auf IDEA-Anfrage mit, dass er Kontakt zu einem Baptistenpastor in der Stadt Cherson habe, die teilweise auch überflutet ist. Dieser sorge sich besonders um diejenigen, die sich aus Angst nicht evakuieren lassen wollen oder dies aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht können.

Der Pastor überlegt nun, wie diese Menschen mit Lebensmitteln versorgt werden können. Die Herausforderung sei nämlich, dass es durch die Überflutung weder Trinkwasser noch Strom gebe, so Hamburg. So könne in den Häusern und Wohnungen nicht gekocht werden. Seine Kirchengemeinde prüfe gerade die Möglichkeit, einen Container mit Hilfsgütern über Odessa in das Überflutungsgebiet zu schicken.

Hamburg betont aber, dass sich die eigentliche Katastrophe im russisch besetzten Überflutungsgebiet ereigne: Hier würden die Betroffenen nicht evakuiert, sondern seien sich selbst überlassen. Viele Menschen säßen auf ihren Häuserdächern fest. Nicht selten fielen sie übermüdet ins Wasser und ertränken. Von diesem Ausmaß an Herzlosigkeit der russischen Besatzer sei er entsetzt.

World Vision: Erste Maßnahmen gestartet

Das christliche Kinderhilfswerk World Vision Deutschland (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main) meldete, dass die ersten Hilfsmaßnahmen angelaufen seien. Mitarbeiter vor Ort würden Hilfsgüter wie Lebensmittel und Hygieneartikel verteilen.

Wie der Einsatzleiter in der Region, Chris Palusky, erklärte, erwartet das Werk die vorübergehende Flucht von rund 16.000 Menschen. „Viele wollen möglichst bald zu ihren Häusern zurückkehren und rechnen mit wieder sinkenden Wasserständen“, so Palusky.

Nach eigenen Angaben unterstützt World Vision mit Partnern in der Ukraine vor allem Binnenflüchtlinge, aber auch notleidende Menschen in Kampfgebieten und Rückkehrer in insgesamt 24 Regionen.

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