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Interview

Corona-Umfrage in der Schweiz: Die Kirchen sollten die Zeit aufarbeiten

17.10.2022

343 Kirchen und Gemeinden haben der Umfrage teilgenommen. Foto: Pixabay.de
343 Kirchen und Gemeinden haben der Umfrage teilgenommen. Foto: Pixabay.de

Die Schweizerische Evangelische Allianz hat Gemeinden in einer Umfrage um eine Einschätzung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie gebeten. Ein Gespräch mit der SEA-Medienverantwortlichen Daniela Baumann.

IDEA: 343 Kirchen und Gemeinden haben an Ihrer Umfrage teilgenommen – wie ist der Rücklauf zu interpretieren?

Daniela Baumann: Wir waren positiv überrascht von der großen Teilnahmebereitschaft der Kirchen. Die Rücklaufquote war mit 37 Prozent sogar noch etwas höher als bei der ersten Umfrage im Herbst 2020. Das hat uns in unserer Vermutung bestätigt, dass die Pandemie und ihre Auswirkungen die Kirchen nach wie vor beschäftigt.

IDEA: Welche Ergebnisse hat die Umfrage zutage gefördert?

Baumann: Der Fokus der Umfrage lag diesmal auf möglichen Spannungen, Konflikten und dem Bedarf einer Aufarbeitung und Versöhnung in den Kirchen im Zusammenhang mit der Pandemie. Es hat sich gezeigt, dass in knapp der Hälfte der befragten Kirchen Spannungen wahrgenommen werden und dass eine große Mehrheit eine Aufarbeitung für nötig hält oder diese bereits abgeschlossen hat.

So fanden unter anderem Versöhnungsgottesdienste statt, es gab Predigten oder Gesprächsforen. Dies zeigt, dass in den Kirchen viel Expertise im Umgang mit Versöhnung vorhanden ist. Allerdings sagte auch die Hälfte derjenigen, die mit Konflikten in der eigenen Gemeinde konfrontiert sind, dass sie sich externe Unterstützung für einen Versöhnungsprozess wünschten.

IDEA: Wie aussagekräftig ist sie aus Sicht der Basis?

Baumann: Die Umfrage richtete sich an Pastoren, Pfarrerinnen und generell Verantwortliche von Kirchen. Inwiefern diese bei der Beantwortung weitere Personen miteinbezogen haben, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch unter den Leitungspersonen sind unterschiedliche Ansichten vertreten.

IDEA: Worum drehen sich die Konflikte?

Baumann: Die Umfrage hat nicht systematisch nach den Gründen für die Konflikte gefragt. Es ging primär darum, in welchem Ausmaß es überhaupt zu Konflikten gekommen ist und wie damit umgegangen wird.

Aus einzelnen Antworten entnehmen wir aber, dass es nicht andere Themen sind wie in der Gesellschaft insgesamt, also etwa die Verhältnismäßigkeit der staatlichen Maßnahmen oder die Impffrage.

IDEA: Wozu dient die Studie und was passiert nun damit?

Baumann: Ziel war es, nach einer ersten Umfrage im Herbst 2020 nochmals ein Stimmungsbild in der Basis der SEA einzuholen. Unter anderem wollten wir herausfinden, ob und wie wir die Kirchen in Prozessen der Konfliktbewältigung und Versöhnung unterstützen können.

Denn nur versöhnte Menschen sind glaubwürdige Botschafter der Versöhnung. Die Umfrageergebnisse bestätigen, dass in nicht wenigen Kirchen noch ein Versöhnungsbedarf vorhanden ist.

Mit dem Leitfaden „Konflikt & Versöhnung“, der von zwei Fachpersonen in unserem Auftrag erarbeitet worden ist, geben wir den Kirchen eine Entscheidungshilfe, mit der sie selbst eine Standortbestimmung vornehmen und daraus weitere Schritte für einen hilfreichen Umgang mit dem Konflikt ableiten können.

Daniela Baumann ist die SEA-Medienverantwortliche. Foto: zvg

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