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Menschenrechte

Christen im Irak: Wir haben keine Kraft mehr

23.04.2023

Der chaldäisch-katholische Patriarch, Kardinal Louis Raphael Sako, mahnt: „Wir müssen die Christen unterstützen, damit sie nicht weggehen, wir müssen ihnen helfen, nicht auszuwandern.“ Foto: Picture Alliance/AP Photo/Khalid Mohammed
Der chaldäisch-katholische Patriarch, Kardinal Louis Raphael Sako, mahnt: „Wir müssen die Christen unterstützen, damit sie nicht weggehen, wir müssen ihnen helfen, nicht auszuwandern.“ Foto: Picture Alliance/AP Photo/Khalid Mohammed

Bagdad (IDEA) – Den Christen im Nahen Osten muss geholfen werden, in ihrem Land zu bleiben und dort als Bürger mit den Rechten und Pflichten zu leben, die alle anderen auch haben. Das hat der chaldäisch-katholische Patriarch, Kardinal Louis Raphael Sako (Bagdad), in einem Interview mit dem Nachrichtenportal Vatican News gefordert.

Er sorge sich vor einer Zukunft im Nahen Osten ohne christliche Präsenz, so Sako weiter. „Wir müssen die Christen unterstützen, damit sie nicht weggehen, wir müssen ihnen helfen, nicht auszuwandern. Es wäre wirklich schlimm, wenn der Nahe Osten von Christen verlassen werden würde und die Wurzeln des Christentums dort nicht mehr vorhanden wären.“

Der Patriarch kritisierte zudem, dass es im Westen aufgrund der Säkularisierung „an religiösen und menschlichen Werten“ mangle, während im Osten Fundamentalismus in Terror umschlage und die Christen bedroht und ausgegrenzt würden: „Unsere Häuser, unser Eigentum, unsere Dörfer werden besetzt“.

Mit Blick auf den Dialog mit den irakischen Behörden betonte Sako, dass dieser auch in konkrete Maßnahmen münden müsse. Man müsse alles dafür tun, „um als Brüder und als Bürger zu leben, und auch um die Mentalität derjenigen zu ändern, die glauben, dass die Muslime den anderen, den Christen, überlegen sind, die dann als Bürger zweiter Klasse behandelt werden“.

Die Christen hätten ihren Ländern in der Geschichte so viel gegeben, doch jetzt habe sich die Welt verändert. Die christlichen Familien dort seien zwischen dem Irak und dem Westen hin- und hergerissen. Den Menschen werde geholfen, zu gehen und nicht zu bleiben. „Heute sind wir verloren, wir sind enttäuscht, und wir haben keine Kraft.“ 2003 lebten noch rund 1,5 Millionen Christen im Irak.

Nach dem Irak-Krieg und Vertreibungen durch den IS sank ihre Zahl von geschätzt 300.000 im Jahr 2014 auf heute etwa 150.000. Rund 97 Prozent der 43,5 Millionen Einwohner des vorderasiatischen Landes sind Muslime.

Mehr Informationen:
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