Kommentar
Bischof der Methodisten: Halte allgemeine Impfpflicht für „schwierig“
10.01.2022
Auch unter Christen wird über eine allgemeine Impfpflicht diskutiert. Die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA bat darum den Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland, Harald Rückert (Frankfurt am Main), um eine Stellungnahme.
Angesichts einer Pandemie ist es für alle Beteiligten eine Herausforderung, gute und angemessene Wege zu gestalten, die den unterschiedlichen Empfindungen, Bedürfnissen oder auch Befürchtungen Rechnung tragen. Die seit Beginn der Pandemie geltenden Regeln (Abstand, Maske, Impfen …) dienen dem eigenen Schutz sowie dem Schutz anderer und zur Entlastung des stark beanspruchten Gesundheitssystems und der dort arbeitenden Menschen. In unserem kirchlichen Verantwortungsbereich tragen wir diese Maßnahmen mit und wünschen uns zusammen mit vielen anderen, dass wieder eine „Normalisierung“ des täglichen, sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens möglich wird.
Dazu trägt in jedem Fall das Impfen bei, das ich uneingeschränkt unterstütze und befürworte. Aspekte, die über die eigene Befindlichkeit und den Schutz der eigenen Gesundheit hinausgehend das Wohl der Gemeinschaft betreffen, stehen dabei besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit. Für viele Christen ist daher auch die Impfung ein Zeichen konsequenter Nächstenliebe, zu dem sie sich aus dem Glauben heraus verpflichtet wissen.
Im Blick auf eine Impfpflicht gibt es in unserer Kirche keine verbindliche Meinungsäußerung. Mit den für die Distrikte zuständigen Superintendenten befinde ich mich im regelmäßigen Austausch über die durch die Corona-Pandemie verursachten Folgen für die Gemeindearbeit. Auch sie ermutigen und empfehlen den Menschen in den Gemeinden nachdrücklich, sich impfen zu lassen, um auf diese Weise dazu beizutragen, der Pandemie Herr zu werden. Die jetzt diskutierte allgemeine Impfpflicht war jedoch noch nicht Gegenstand unserer Beratungen.
Auch wenn ich das Impfen nachdrücklich empfehle, halte ich persönlich die Einführung einer allgemeinen Impfplicht eher für schwierig. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung ist ein sehr hohes Gut. Ich respektiere Personen, die sich bewusst gegen eine Impfung entscheiden. Allerdings erwarte ich, dass sie die aus ihrer Entscheidung resultierenden Konsequenzen tragen und unter anderem teilweise eingeschränkte Freiheitsrechte zum Schutz anderer akzeptieren, denn das Recht auf körperliche Unversehrtheit gilt allen.
Lesen Sie hier auch unsere Meldung zu dem Thema.
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank.