Frei-/Kirchen
Sri Lanka: Bischöfe rufen zu Verzicht auf große Weihnachtsfeiern auf
23.12.2022
Colombo (IDEA) – Angesichts der schweren Wirtschaftskrise haben die Bischöfe auf Sri Lanka die Christen dazu aufgerufen, in diesem Jahr keine großen Weihnachtsfeiern auszurichten. Das berichtet das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (München). Der Kommunikationschef der Erzdiözese Colombo, Pfarrer Jude Chrysantha Fernando, sagte, Katholiken und Nichtkatholiken seien gebeten worden, kein Geld für Dinge wie Weihnachtsschmuck und große Feste auszugeben, sondern dieses Geld besser für Arme zu verwenden.
Das Land steckt in der Krise
Das Land sei aufgrund der Corona-Pandemie in einer schweren Wirtschaftskrise. Verschärft habe sich die Lage durch politische Fehlentscheidungen, für die viele Einwohner den ehemaligen Präsidenten, Gotabaya Rajapaksa, verantwortlich machen. Fernando: „Anfang 2022 hat unser damaliger Präsident zum Beispiel chemische Düngemittel in der Landwirtschaft verboten, um organischen Dünger zu fördern. Doch viele Landwirte konnten sich diese teureren Dünger nicht leisten und deshalb ihre Reisfelder nicht bestellen. Sri Lanka musste Reis importieren, und die Preise sind gestiegen.“ Laut der Zentralbank Sri Lankas lag die Inflationsrate im Oktober bei 66 Prozent – in den Vormonaten war sie noch höher.
Strom und Kraftstoff seien immer teurer geworden, zwischenzeitlich sei die Stromversorgung komplett zusammengebrochen. Der teilweise über mehr als neun Stunden andauernde Stromausfall hatte zu Folge, dass viele Firmen nicht produzieren konnten und schließen mussten. Die Regierung habe die Gasimporte einstellen müssen; viele Menschen hätten daraufhin ihre Wohnungen verlassen, da sie dort nicht mehr heizen konnten.
Seit dem Frühjahr kommt es im Land vermehrt zu Demonstrationen. Fernando: „Viele Bischöfe, Priester und Ordensfrauen haben die Proteste aktiv unterstützt.“ Mitte Juli trat Rajapaksa zurück und floh aus dem Land. Unter seinem Nachfolger Ranil Wickremesinghe bessere sich die Situation im Land allmählich. Fernando: „Es wird wohl Jahre dauern, bis Sri Lanka wieder zur Normalität zurückfindet.“
Die katholische Kirche bemüht sich darum, den Bedürftigen im Land zu helfen. Dabei erhalte sie von der Regierung keine finanzielle Unterstützung.
Rund 68 Prozent der 21 Millionen Einwohner Sri Lankas sind Buddhisten, 13 Prozent Hindus, zehn Prozent Christen (überwiegend Katholiken) und knapp neun Prozent Muslime.
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