Frei-/Kirchen
Bilz: Die Kirche darf sich nicht an äußeren Umständen ausrichten
22.04.2023
Dresden (IDEA) – Christen dürfen sich von schwierigen Umständen nicht davon abhalten lassen, den Menschen das Evangelium von der Liebe Gottes zu bringen. Das sagte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Tobias Bilz (Dresden), am 22. April vor der in Dresden tagenden Landessynode.
Das eigentliche Versagen der Kirche bestehe womöglich darin, „dass wir einerseits den Umständen die Macht einräumen, über unsere Situation zu bestimmen und andererseits den Wegen ausweichen wollen, die Gott uns führen möchte“, so der Landesbischof. „Es scheint mir das mangelnde Gottvertrauen zu sein, welches uns zu immer neuen Fluchtreflexen veranlasst, in die Überforderung treibt oder zum Rückzug aus unserer Herzensverbundenheit mit unserem Auftrag.“
Bilz erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Gottes Geist das Evangelium durch die Christen zu den Menschen bringen wolle. „Wir suchen und finden die, die an unserem Weg Hilfe brauchen. Wir sprechen sie an, um zu erfahren, was mit ihnen ist und was sie von uns brauchen. Wir segnen sie mit Gottes Zuwendung und helfen ihnen, ihren Weg zu gehen.“ Man tue das, weil man wisse, dass man selbst gesegnet und gesendet sei. „Damit multiplizieren wir, was uns anvertraut ist. Wir tun das und vergessen dabei, uns um uns selbst Sorgen zu machen.“ Das gelte unabhängig davon, „unter welchen Umständen wir weiter als Kirche leben werden“.
Die akademische Sprache der Kirche versteht heute kaum noch jemand
Der Physikstudent und Synodale Lukas Haugk (Dresden) regte im Rahmen eines Thementags unter dem Motto „Wo kommst du her? Wo willst du hin? – Kirche in der Zwischenzeit“ an, dass die Kirche Kinder und Jugendliche stärker in den Blick nehmen solle.
Als wesentliche Gründe für den Kirchenaustritt vieler Menschen betrachte er deren Entfremdung und einen Kontaktverlust. Deshalb sei es wichtig, Menschen in die kirchliche Arbeit einzubinden, so dass sie sich willkommen und gebraucht fühlten. Es müsse zudem auch geprüft werden, in welcher Sprache man als Kirche kommuniziere. Das Evangelium sei ursprünglich zuerst den einfachen Menschen verkündet worden. Die innerkirchliche und akademische Ausdrucksweise sei dagegen für viele heute nicht mehr verständlich.
Als Markenkern der Kirche benannte Haugk Hoffnung und Gottvertrauen, mit denen Christen den Herausforderungen der Gegenwart begegneten. Die frühere Präsidentin der sächsischen Landessynode, Gudrun Lindner (Weißbach/Erzgebirge), pflichtete ihm bei. Sie wünsche sich eine klare Positionierung der Kirche zu gesellschaftlichen Themen aus dem Evangelium heraus. Denn das sei das Alleinstellungsmerkmal der Christen.
Die 80 Synodalen tagen noch bis zum 24. April. Zur sächsischen Landeskirche gehören rund 610.000 Mitglieder in 338 Kirchengemeinden. Die nächste Synode findet vom 17. bis 20. November in Dresden statt.
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