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Kommentar

BFP-Präses Justus: Zwang führt zu noch mehr Streit

10.01.2022

Der Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Johannes Justus. Foto: privat
Der Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Johannes Justus. Foto: privat

Auch unter Christen wird über eine allgemeine Impfpflicht diskutiert. Die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA bat darum den Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP/Erzhausen), Johannes Justus, um eine Stellungnahme.

Ich bedauere sehr, dass aufgrund der aktuellen Situation rund ums Thema Corona ein Riss durch unsere Gesellschaft geht. Ich bedauere sehr, dass Menschen nicht nur aufgrund von Auflagen und Maßnahmen, sondern auch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und Streit einander ausgrenzen, isolieren, beiseiteschieben – und das quer durch alle Formen von Gemeinschaft: sei es in Familien, in Freundschaften, am Arbeitsplatz und auch in Kirchengemeinden. Der dadurch entstandene emotionale bzw. seelische Schaden hat einen hohen Preis und muss sich mit den körperlichen, gesundheitlichen Auswirkungen messen lassen.

Da ich nicht annähernd genug medizinisches Fachwissen besitze, ist eine rein sachliche Bewertung der aktuellen Impfpflichtthematik von meiner Seite her nicht möglich. Was nach meinem Ermessen jedoch unabhängig von medizinischen Fakten gilt, ist, dass Freiheit auf Kosten des anderen nicht richtig sein kann, egal, in welche Richtung wir jetzt argumentieren würden.

Auch aufgrund meiner Biografie halte ich die Meinungsfreiheit sowie die ihr im Grundgesetz vorausgehende Gewissensfreiheit für ganz wichtige Güter. Die uns so vertraute Aussage „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ hat in meinen Augen eine unermessliche Bedeutung, jedoch nur dann, wenn sie auch tatsächlich gelebt wird. Deshalb schätze ich mich glücklich, in einem Land zu leben, in dem die persönliche Meinungs- und Entscheidungsfreiheit einen derart hohen Stellenwert hat. Mit einem Zwang – in welcher Form auch immer – wird dieser Wert zumindest in Teilen entkräftet. So führt Zwang nach meinem Dafürhalten zu noch mehr Unzufriedenheit, Streit und Feindschaft.

Deshalb plädiere ich für weitere Aufklärung, Überzeugung und Transparenz, um mit vereinten Kräften den Kampf gegen das Virus und seine Auswirkungen erfolgreich zu gestalten. Ich bete, dass wir einander wieder näherkommen, da, wo wir uns voneinander entfernt haben. Beides, sowohl der Kampf gegen das Virus als auch das Bemühen um Versöhnung und Heilung, muss aus freien Stücken passieren. Ein Zwang ist hierbei meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.

(Der Autor, Johannes Justus (Hannover), wuchs in der kasachischen Sowjetrepublik als Sohn eines Pastors auf und zog 1988 nach Deutschland. Auf dem zweiten Bildungsweg absolvierte er seine Ausbildung zum Pastor und wurde im Jahr 2000 ordiniert.)

Lesen Sie hier auch unsere Meldung zu dem Thema.

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