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Gesellschaft

Berufstätige Mütter greifen immer häufiger zur Weinflasche

03.05.2022

Immer mehr berufstätige Mütter haben ein Alkoholproblem. Symbolbild: pixabay.com
Immer mehr berufstätige Mütter haben ein Alkoholproblem. Symbolbild: pixabay.com

Thurnau (IDEA) – Immer mehr berufstätige Mütter haben ein Alkoholproblem. Das beobachtet Gotthard Lehner, Klinikleiter der Fachklinik Haus Immanuel (Thurnau bei Bayreuth), die auf die Behandlung alkohol- und medikamentenabhängiger Frauen spezialisiert ist: „Der Feierabendwein, der irgendwann außer Kontrolle gerät, wird häufiger.“

Als Grund nennt Lehner die vielfache Überlastung. Eine Mutter müsse viele Bälle in der Luft halten, sagte er gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Sie wolle allen gerecht werden: „Alles muss ganz besonders sein, nichts möchte man verpassen. Der Nachwuchs soll einem hinterher nicht vorwerfen können, man habe zu wenig getan.“ Gleichzeitig stiegen die Erwartungen im Beruf. Gerade in der Mittelschicht wollten viele ihre Rollen ganz besonders gut ausfüllen. In dieser Überlastungssituation griffen manche zu einem Suchtmittel: „Alkohol ist eine Form, um Stress abzubauen, zu entspannen, besser schlafen zu können.“

Besonders gefährdet seien alleinerziehende Mütter. Im Haus Immanuel sehe man sie immer öfter: „Bei ihnen ist niemand, der hilft, der mit auffängt. Sie sind alleine.“

Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Frauen, maximal ein Glas Wein am Tag zu trinken. An zwei Tagen in der Woche sollten sie ganz darauf verzichten. Wird diese Menge überstiegen, spricht man von gefährlichem Trinken. Lehner rät Frauen, ihre Trinkgewohnheiten zu hinterfragen: „Ich kann meine Fehler am Anfang noch gut korrigieren. Ich kann in meinen Tagesablauf eingreifen, Stressrelevantes reduzieren.“ Wenn man den Alkoholkonsum nicht mehr steuern könne, sei der Besuch einer Selbsthilfegruppe hilfreich. Ferner empfiehlt er, ein Trinktagebuch zu führen. Dazu genüge eine Strichliste. „Die Mütter von heute müssen wieder lernen, dass sie nicht perfekt sein müssen. Sie sollten sich fragen, wo sie ihre Schwerpunkte setzen wollen und wo ihre Begrenzungen liegen. Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen, das macht einen kaputt.“

Die Fachklinik Haus Immanuel wurde 1907 gegründet und gehört zu den Kliniken des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes (DGD). Sie behandelt Frauen mit Alkohol- und Medikamentensucht. Zudem werden Trauma- und Familientherapien durchgeführt. Das Haus Immanuel verfügt über 60 Therapieplätze. 70 Mitarbeiter betreuen die Patientinnen während ihres in der Regel 15-wöchigen Aufenthalts.

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