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Politik

Berliner Mauer: Zeugnis eines hoffnungslosen Scheiterns

13.08.2021

Menschen bei einer Gendenkveranstaltung an einem Teil der Berliner Mauer. Foto: pixabay.com
Menschen bei einer Gendenkveranstaltung an einem Teil der Berliner Mauer. Foto: pixabay.com

Berlin (IDEA) – Der Bau der Berliner Mauer vor 60 Jahren war „das Zeugnis eines hoffnungslosen Scheiterns“. Das sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 13. August bei einer Gedenkveranstaltung in Berlin. Die Mauer sei das „unübersehbare Zeichen eines Unrechtsstaates“ gewesen, der in den Augen seiner eigenen Bürger weder souverän noch legitim war. 28 Jahre lang habe sie unendlich viel Leid über die Menschen gebracht.

Die Erinnerung an die Berliner Mauer dürfe nicht beim Rückblick stehenbleiben: „Freiheit und Demokratie sind nie naturgegeben.“ Sie bräuchten Engagement und Leidenschaft: „Das fängt mit der Beteiligung an demokratischen Wahlen an, die die Mauer und das, wofür sie stand, so lange so vielen verwehrte. Denken Sie alle daran, wenn bald ein neuer Bundestag gewählt wird.“

Hubertus Knabe: Mauerbau hatte mit dem Kalten Krieg wenig zu tun

Der Historiker und Publizist Hubertus (Berlin) Knabe kritisierte gegenüber IDEA TV, dass die Erinnerung an das Unrechtsregime in der DDR heute kaum noch eine Rolle spiele. Die Gründe für den Mauerbau würden in Bildungsplänen entweder nur kaum oder oft in einem falschen Zusammenhang dargestellt: „In dem einen Teil des Landes waren einige wenige entschlossen, eine Diktatur des Proletariats aufzubauen. Und als die Leute keine Lust mehr hatten auf diese Diktatur und weggegangen sind – so wie meine Eltern –, dann wurden sie halt eingesperrt mit der Mauer.“ Das habe aber mit dem Kalten Krieg und mit dem Ost-West-Konflikt „ziemlich wenig zu tun“.

IDEA TV wird von der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA verantwortet. Der Beitrag wird am 13. August um 20.12 Uhr auf Bibel TV ausgestrahlt und ist dann auch auf der YouTube-Seite der Sendung einsehbar. Ausführlich zum Mauerbau hat sich Knabe auch auf seinem Blog in einem Beitrag unter dem Titel „Die deutsche Amnesie“ geäußert. Dort nennt er Beispiele für die aus seiner Sicht fehlende Erinnerungskultur.

2011 etwa habe der Bundestag 2011 noch mit Handzetteln dazu aufgerufen, sich an einer Schweigeminute für die Opfer der innerdeutschen Grenze zu beteiligen. In diesem Jahr habe dessen Pressestelle im Vorfeld erklärt, dass „der Bundestag aktuell keine Veranstaltungen vorbereitet oder Aktivitäten plant, die im Zusammenhang mit dem 60. Jahrestag des Mauerbaus stehen“.

Baerbock: Grenze war der in Beton gegossene Kalte Krieg

Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock twitterte am 13. August zum 60. Jahrestag des Mauerbaus: „Die innerdeutsche Grenze war der in Beton gegossene Kalte Krieg. Der Gedanke an 60 Jahre Mauerbau und die vielen Mauertoten erfüllt mich mit Schmerz.“ Der CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak widersprach ihr: „Die Berliner Mauer war der in Beton gegossene Sozialismus.“ Die Aussage von Baerbock erinnere, so Ziemiak, „an die SED-Mär vom ,antifaschistischen Schutzwall‘“.

Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow von der Partei „Die Linke“ – Rechtsnachfolgerin der DDR-Staatspartei SED – äußerte, „die Mauer war, ist und bleibt auch Symbol des Kalten Krieges. Heute heißt es, die Überwindung der Deutschen Teilung zu würdigen, aber auch diese friedliche Kraft von 1989 zu nutzen um Kalte und Heiße Kriege zu verhindern.“

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte im März mit dem Bundestagsabgeordneten Friedrich Straetmanns (Bielefeld) erstmals einen Politiker der Partei „Die Linke“ in die EKD-Synode berufen. Das kritisierte der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, Helmut Matthies (Brandenburg an der Havel), am 60. Jahrestag des Mauerbaus auf Twitter: „Damit macht sie eine Partei kirchlich hoffähig, die dafür gesorgt hat, dass die Kirchenmitgliederzahl in der DDR von 93% 1949 auf 20% 1990 sank.“ Die Linke ist 2007 aus der Fusion der WASG (Arbeit & soziale Gerechtigkeit - Die Wahlalternative) mit der PDS entstanden. Die PDS war formal-rechtlich die Nachfolgerin der SED.

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Interviews mit Zeitzeugen: Widerstand gegen das sozialistische Regime

Mit dem Widerstand der Bürger gegen das sozialistische Regime hat sich der Verein „Glaube, Mut und Freiheit – in der DDR und danach“ befasst: 40 aufgezeichnete Interviews mit Zeitzeugen, die im Widerstand waren, können über die evangelische Medienvertriebsgesellschaft Matthias-Film (Berlin) erworben und heruntergeladen werden. Die Filme hat der Verein mit Hilfe der Filmproduzenten Alexander Thies und Henriette Gotaut (Berlin/Halle an der Saale) erstellt.

Vorsitzender des Vereins ist Oberlandeskirchenrat i. R. Harald Bretschneider (Dresden). Er war Initiator der Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ in der DDR. Der Verein „Glaube, Mut und Freiheit – in der DDR und danach“ hatte sich im Juli 2018 mit dem Ziel gegründet, vor allem durch Zeitzeugeninterviews und Kolloquien festzuhalten, was Christen in der Zeit der SED-Diktatur und danach in den neuen Bundesländern bewirkt haben.

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