Ressorts
icon-logo

Frei-/Kirchen

Benedikt hat „die Stimme des Evangeliums hörbar gemacht“

31.12.2022

Der emeritierte Papst war am 31. Dezember 2022 verstorben. Foto: pixabay.com
Der emeritierte Papst war am 31. Dezember 2022 verstorben. Foto: pixabay.com

Limburg/Bielefeld/Hannover (IDEA) – Führende Repräsentanten der beiden großen Kirchen in Deutschland haben den am 31. Dezember verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Er wurde 95 Jahre alt. Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als erster Deutscher seit etwa 480 Jahren zum Papst gewählt worden. Acht Jahre später trat er zurück – als erster Papst seit über 700 Jahren. Er führte Alters- und gesundheitliche Gründe für seine Entscheidung an. Er lebte danach zurückgezogen in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten.

Der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), nannte Benedikt XVI. einen beeindruckenden Theologen und erfahrenen Hirten. Er habe der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt. „Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums – gelegen oder ungelegen – hörbar gemacht“, so Bätzing.

EKD: Er amtierte „stets theologisch und geistlich akzentuiert“

Die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus (Bielefeld), erklärte: „Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben. Sie haben zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben.“ Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. habe er in Ökumenefragen das Gemeinsame unterstrichen.

Laut Kurschus hat Benedikt XVI. sein Amt stets theologisch und geistlich akzentuiert geführt. „Das verbindet uns trotz aller Unterschiede.“

VELKD: Tiefgründiger Theologe und frommer Mensch

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister (Hannover), würdigte Benedikt „als einen tiefgründigen Denker und Theologen, als einen frommen Menschen, dessen ganzes Bestreben es war, in der Nachfolge Jesu zu leben“. Als Präfekt der Glaubenskongregation (1982–2005) und damit Hüter der römisch-katholischen Lehre sei er kein einfacher Gesprächspartner gewesen und habe die evangelischen Kirchen mit seinen Positionen herausgefordert. In ihm hatte die lutherische Kirche laut Meister einen versierten Kenner Martin Luthers als Gegenüber, der insbesondere die Frage des Reformators nach einem gnädigen Gott betont habe.

Bedford-Strohm sieht gemischte Bilanz bei der Ökumene

Der bayerische Landesbischof und frühere EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm (München) zog hinsichtlich des ökumenischen Wirkens von Benedikt eine gemischte Bilanz. Als Präfekt der Glaubenskongregation habe er beim Zustandekommen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1999 mit den lutherischen Kirchen eine wichtige Rolle gespielt.

Dagegen habe die Erklärung „Dominus Jesus“, die der damalige Kardinal Ratzinger im Jahr 2000 als Präfekt veröffentlicht habe, bei den Protestanten Verletzungen hinterlassen. Dort heißt es, die protestantischen Kirchen seien nicht „Kirche im eigentlichen Sinne“. Die damit verbundene Vorstellung, dass die katholische Kirche die eigentliche Kirche sei und die anderen Kirchen nur „kirchliche Gemeinschaften“, sei kein wirklich tragfähiges Konzept von Ökumene, so der Landesbischof.

Theologisch Konservative: Benedikt stand für Bekenntnisökumene

Auch theologisch konservative Protestanten würdigten das Lebenswerk von Papst em. Benedikt XVI. „Er stand für die trinitarisch-christologische Bekenntnisökumene und war damit konfessionsübergreifend von Bedeutung“, erklärte Pastor Ulrich Rüß (Hamburg) gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Rüß leitet die Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften und die Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands. Nach seinen Worten vereinte Benedikt in seiner Person „hohen Intellekt und große Glaubenstiefe“. Davon zeugten auch seine „Jesusbücher“. In ihnen habe er wissenschaftliche Theologie und persönliche Frömmigkeit verbunden. Theologischer Populismus und Anpassung der Kirche an den Zeitgeist hätten ihm ferngelegen. „Er galt als Bewahrer wesentlicher Glaubensinhalte.“

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.

4 Wochen IDEA Digital 8,50 Euro 1,00 Euro

Entdecken auch Sie das digitale Abo mit Zugang zu allen Artikeln auf idea.de