Gesellschaft
Bayern: Mehr häusliche Gewalt vor den Augen der Kinder
07.01.2022
München (IDEA) – In Bayern sind im ersten Corona-Jahr 2020 die Fälle häuslicher Gewalt leicht angestiegen. Häufig waren Kinder Zeugen der Angriffe. Das geht aus einem Bericht des Bayerischen Landeskriminalamtes (BLKA) zu partnerschaftlicher Gewalt hervor. Demnach registrierte die Polizei 2020 insgesamt 20.234 Fälle – ein Prozent mehr als im Vorjahr.
Das tatsächliche Ausmaß ist der Behörde zufolge deutlich größer: Bis zu 80 Prozent der körperlichen und psychischen Gewalttaten würden von Opfern aus Angst nicht angezeigt. Laut BLKA berichteten Betroffene im Vergleich zu 2019 häufiger von leichten bis schweren körperlichen Angriffen und öfter von massiver psychischer Gewalt wie Demütigungen und „Psycho-Terror, der nicht selten in Morddrohungen oder Drohungen in Bezug auf die Kinder mündet“.
Kinder sind indirekt Opfer
Bei einer Vielzahl waren die Angriffe kein Einzelfall, sondern erstreckten sich teilweise über mehrere Jahre, so Michael Laumer von der Kriminologischen Forschungsgruppe im BLKA. In knapp 42 Prozent der Fälle waren zum Tatzeitpunkt Kinder (8.415) anwesend – eine Steigerung um fast zwei Prozent zum Vorjahr.
Je jünger die Kinder sind, desto gravierender können laut BLKA die psychischen und körperlichen Folgen sein, darunter Niedergeschlagenheit, Aggressivität, Ängstlichkeit, Sprachentwicklungs- und Schlafstörungen sowie Konzentrations- und Lernschwierigkeiten. Zudem erhöht sich für sie das Risiko, später selbst Opfer oder Täter zu werden. In 90 Prozent der untersuchten Fällen mit anwesenden Kindern gingen die Angriffe von Männern aus.
Risiko häuslicher Gewalt steigt bei einem „Lockdown“
Das BLKA verweist im Bericht ferner auf eine Dunkelfeldstudie aus dem Jahr 2020. Demnach steigt das Risiko von häuslicher Gewalt während pandemiebedingter Ausgangsbeschränkungen an. Gründe könnten die unsichere Kinderbetreuung, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und damit verbundene finanzielle Sorgen sowie der Verlust von außerfamiliären Kontakten sein.
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