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Attentat 1972: Diskussion um Entschädigung „völlig fehl am Platze“

28.08.2022

Die sterblichen Überreste der Opfer des arabischen Terroranschlags vom 05.09.1972 auf die israelische Olympia-Mannschaft sind in der Münchner Synagoge aufgebahrt. Foto: picture-alliance/ dpa | dpa
Die sterblichen Überreste der Opfer des arabischen Terroranschlags vom 05.09.1972 auf die israelische Olympia-Mannschaft sind in der Münchner Synagoge aufgebahrt. Foto: picture-alliance/ dpa | dpa

Berlin/Tel Aviv (IDEA) – Ein Streit um Entschädigungszahlungen überschattet die geplante Gedenkfeier für die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 in München.

Am 5. September 1972 hatten acht palästinensische Terroristen das Quartier der israelischen Sportler überfallen und elf Geiseln genommen. Im Olympischen Dorf und während eines späteren Feuergefechts in Fürstenfeldbruck kamen alle Geiseln, ein deutscher Polizeibeamter und fünf Attentäter ums Leben.

Die Opferfamilien der getöteten Sportler fordern von der Bundesrepublik laut „Welt am Sonntag“ eine hohe zweistellige Millionensumme als Entschädigung. Die Angehörigen der Opfer wollen auch der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Anschlags in München fernbleiben.

Der Dolmetscher für die israelische Olympiamannschaft von 1972, Shlomo Levy (Tel Aviv), kritisiert das Vorgehen der Angehörigen. Er finde deren Verhalten nicht richtig und „unklug“, sagte Levy in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“. Wenn die Opferfamilien sich verweigerten, werde auch der israelische Staatspräsident Isaac Herzog nicht in München sein. Levy fragt: „Was sollen die Geldforderungen bringen?“ Niemand und kein Geld der Welt könne die Getöteten wieder zum Leben erwecken.

Den Ermordeten würdevoll gedenken

Vielmehr sei es wichtiger denn je, den Ermordeten würdevoll zu gedenken und der Welt damit zu zeigen, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe. „Solange wir, die damals dabei waren, und die Familienangehörigen der Opfer noch leben, müssen wir allesamt alles dafür tun, um die Erinnerungen an den 5. September 1972 wachzuhalten.“ Die Diskussion über finanzielle Entschädigung sei „völlig fehl am Platze und nur kontraproduktiv“, so der 80-jährige Levy. Er baue auf Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, der sich in Israel mit den Opferfamilien treffen wolle: „Ich hoffe, dass er sie umstimmen kann.“

Levy war israelischer Offizier und kämpfte im Sechstagekrieg 1967. Später studierte er Politikwissenschaft in Tübingen. Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 arbeitete er als Dolmetscher und Betreuer. Er erlebte das Geschehen am 5. September aus nächster Nähe. Vom Haus, das dem israelischen Quartier gegenüberlag, machte er Fotos, die um die Welt gingen. Levy war 40 Jahre beim israelischen Fernsehen angestellt.

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