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Gesellschaft

Antisemitismus von links wird zunehmend salonfähig

27.01.2023

Der israelische Botschafter Ron Prosor. Foto: Raimond Spekking/Wikimedia Commons
Der israelische Botschafter Ron Prosor. Foto: Raimond Spekking/Wikimedia Commons

Berlin /Brüssel (IDEA) – Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar davor gewarnt, Antisemitismus aus dem politisch linken Spektrum zu unterschätzen.

In einem Gespräch mit Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte der Diplomat, während beim Judenhass von rechter Seite hart reagiert werde, scheine der Links-Antisemitismus zunehmend salonfähig zu werden. Prosor äußerte die Befürchtung, dass Judenhass aus der linken Szene langsam in der Mitte der Gesellschaft ankomme.

Als Beispiel nannte er die Documenta 15 in Kassel. Im vergangenen Jahr waren auf der Kunstausstellung Bilder von Juden mit Schweinegesicht und Raffzähnen präsentiert worden. Die Generaldirektorin wurde abgesetzt und ein Expertenrat einberufen. Aber „braucht man wirklich sieben Professoren, um festzustellen, dass ein Jude mit einer Hakennase, der auf einem Beutel Geld sitzt mit einer Kippa, antisemitisch ist?“, fragte Prosor.

Deutschland habe beim Antisemitismus, der von rechts komme, eine klare Haltung und wisse auch, was man dagegen machen müsse. Es herrsche in der Öffentlichkeit, bei Ermittlern und Medien Einigkeit über ein konsequentes Vorgehen dagegen: „Das funktioniert gut. Der Links-Antisemitismus hingegen ist problematischer.“

Präsident Herzog: Ein zutiefst beunruhigendes Bild

Auch der israelische Präsident Isaac Herzog äußerte sich bei einem offiziellen Besuch bei der Europäischen Union in Brüssel am 26. Januar besorgt über den zunehmenden Antisemitismus in Europa.

Auf einer Sondersitzung des EU-Parlaments zum internationalen Holocaust-Gedenktag sagte er, Antisemitismus gebe es nicht nur in „dunklen Regimen“, sondern auch im „Herzen des freien demokratischen Westens“. Der Präsident sprach von einem „zutiefst beunruhigendem Bild“.

Herzog forderte die EU-Mitgliedsstaaten auf, die Warnzeichen zu erkennen und Judenhass um jeden Preis zu bekämpfen: „Sie müssen sicherstellen, dass jeder Jude, der ein jüdisches Leben in Ihren Ländern führen möchte, dies in Sicherheit und ohne Angst tun kann.“

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