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Altbischof Ulrich Wilckens gestorben

27.10.2021

Im Alter von 93 Jahren verstarb der Lübecker Altbischof Ulrich Wilckens. Foto: Privat
Im Alter von 93 Jahren verstarb der Lübecker Altbischof Ulrich Wilckens. Foto: Privat

Lübeck (IDEA) – Er wandelte sich vom liberalen zum konservativen Theologen: der Lübecker Altbischof Ulrich Wilckens. Nun ist er am 25. Oktober im Alter von 93 Jahren in Bad Oldesloe gestorben. Das bestätigte das Bestattungsinstitut „Gebr. Müter“ in Lübeck gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.

Wilckens war von 1981 bis 1991 Bischof des Sprengels Holstein-Lübeck der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (sie ging 2012 in der Nordkirche auf). Zuvor lehrte er als Professor für Neues Testament in den 1960er und 1970er Jahren eine historisch-kritische Theologie in Marburg, Berlin und Hamburg. In seinem letzten Bischofsjahr 1990/91 erlebte er eine persönliche Wende, als er lebensbedrohlich an Krebs erkrankte. Er wurde gesund und änderte sich. Zum Schluss seiner Amtszeit forderte er eine tiefgreifende geistliche Erneuerung.

Wilckens forderte eine tiefgreifende geistliche Erneuerung

2002 erschien der erste Band seiner „Theologie des Neuen Testaments“. Darin schreibt er von einer Umkehr in seinem theologischen Denken. Wilckens plädiert dafür, die Berichte von der Auferstehung Jesu und dem leeren Grab wörtlich zu nehmen. Auch dürfe man die Hölle nicht wegdiskutieren.

2007 übte er scharfe Kritik an der „Bibel in gerechter Sprache“, in der Erkenntnisse der feministischen Theologie, des christlich-jüdischen Dialogs und der Befreiungstheologie berücksichtigt sind. Wilckens zufolge ist diese Bibelübertragung von einer „tiefen Häresie“ (Irrlehre) durchzogen, da sie die Tendenz habe, die Gottessohnschaft Jesu Christi zu beseitigen.

2016 kritisierte Wilckens auch die Einführung der Trauung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. Diese Entscheidungen in den Synoden seien „gravierende Verstöße gegen elementare Wahrheiten der Heiligen Schrift und damit auch des Bekenntnisses ihrer Kirchen“, schrieb er in einem Beitrag für IDEA. Der frühere Landesbischof der Nordkirche, Gerhard Ulrich (Schwerin), nannte Wilckens darum einmal einen Streiter „für eine erkennbare, an der Schrift ausgerichtete, entschiedene Kirche“, der die Verantwortung, die aus der Berufung folge, nie aufgegeben habe.

Ostern bezeichnete Wilckens gegenüber IDEA als zentrales Thema seines Lebens. 2016 schilderte er in IDEA seine drei Osterwunder. So sei er Christ geworden, als er als 16-jähriger im Zweiten Weltkrieg an der Front gekämpft habe. Zum ersten Mal in seinem Leben habe er damals tote Menschen gesehen. Daraufhin habe er in einer Bibel gelesen, die ihm eine Schulfreundin mitgegeben habe. Durch den Vers „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost: ICH habe die Welt überwunden!“ habe Jesus zu ihm geredet: „Jesus sprach mir unmittelbar zu Herzen. Auf einmal spürte ich Mut diesem ganzen Schrecklichen gegenüber. Seitdem lebe ich mit seiner Stimme Tag für Tag, Jahr für Jahr.“ Bei einem Kampfeinsatz wurde er von einem Panzer im Schützengraben überrollt, überlebte aber unverletzt. Daraufhin habe er beschlossen, evangelische Theologie zu studieren. In seinen Erinnerungen „Warum ich Christ wurde“ berichtete Wilckens, dass er sich als 15-Jähriger zur Waffen-SS gemeldet hatte. Er habe seinem Vater, der ein Hitler-Verehrer und NSDAP-Mitglied gewesen sei, einen Gefallen tun wollen.

Die Trauerrede für Barschel machte ihn bekannt

Bundesweit bekannt geworden war Wilckens durch seine Trauerrede für den früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (1944–1987) im Oktober 1987. Die Predigt, in der der Bischof vor einer Politik ohne Rücksicht auf Moral und Religion warnte, gilt als eine Sternstunde des deutschen Protestantismus.

2020 gehörte Wilckens zu den Unterzeichnern einer Petition, die die Schließung von Kirchen in der Corona-Krise kritisierte.

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