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Glaube

Luther ist Katholiken heute näher als der evangelischen Kirche

16.07.2020

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff. Foto: Rayk Weber
Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff. Foto: Rayk Weber

Weimar/Magdeburg (idea) – Nach Ansicht des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), ist der Reformator Martin Luther (1483–1546) mit seinem spirituellen Leben bis hin etwa zum Abendmahlsverständnis den Katholiken aktuell näher, „als ich das in der evangelischen Kirche erkennen kann“. Das sagte der Katholik in einem Interview mit der Mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ (Ausgabe 19. Juli). Nach seinen Worten ist das Gemeinsame zwischen Katholiken und Lutheranern zwar viel stärker als das Trennende, dennoch halte er das Marginalisieren von Unterschieden „für die schlechtere Variante“. Er sehe das an der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), „die ja nicht lutherisch ist“. Das finde er schade „als Ministerpräsident des Luther-Landes und lutherischer Katholik“. Haseloff weiter: „Wenn die Sakramente keine Rolle mehr spielen sollen, dann ist man schnell bei einer Beliebigkeit angelangt.“ Er bezweifle, dass eine Aufhebung der Unterschiede zwischen Katholiken und Lutheranern zu einer Belebung der Ökumene führe, „geschweige denn die Attraktivität der Kirchen erhöht“. Der Ministerpräsident ist überzeugt: „Wenn sich in der evangelischen Kirche alle zu Luthers Abendmahlsverständnis bekennen würden, hätten wir beim Sakramentsverständnis kein Problem.“ Haseloff zufolge ist Luther die Herausforderung für die evangelische Kirche und nicht der Papst und die Katholiken.

Altlandesbischof Kähler widerspricht Haseloff

Der Ansicht Haseloffs, die mitteldeutsche Kirche sei nicht lutherisch, widerspricht Altlandesbischof Christoph Kähler (Leipzig). Er leitete von 2001 bis 2008 die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen, die 2009 in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland aufging. Wie Kähler in einem Kommentar für die Kirchenzeitung anführt, heißt es bereits in der Präambel der EKM-Verfassung: „Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ist eine Kirche der lutherischen Reformation.“ Dieser Satz habe seine Grundlage in der Bekenntnisbindung der mitteldeutschen Landeskirche. Auch einen Bedeutungsverlust der Sakramente könne er „angesichts von wichtigen ökumenisch-theologischen Klärungen zu diesem Thema nur als einen veralteten Verdacht werten“. Mit der ernsthaften Abendmahlspraxis in den evangelischen Gemeinden habe dies nichts zu tun.

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