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„Verwalter gibt es in der Kirche reichlich, aber wo gibt es Visionäre?“

23.09.2020

Der scheidende Vorsitzende des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer, Peter Barrenstein. Foto: AEU
Der scheidende Vorsitzende des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer, Peter Barrenstein. Foto: AEU

Wetzlar (idea) – „Verwalter gibt es in der Kirche reichlich, aber wo gibt es Visionäre?“ Diese Frage stellt der scheidende Vorsitzende des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU), Peter Barrenstein, in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Am 23. September gab er den Vorsitz ab an den bisherigen stellvertretenden AEU-Vorsitzenden, Friedhelm Wachs (Leipzig). Barrenstein war Senior Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey, gehörte zwölf Jahre der EKD-Synode an und war am EKD-Reformprozess „Kirche der Freiheit“ beteiligt. Nach seinen Worten fehlt es der evangelischen Kirche an strategischem Denken und Reformfreude. Es sei merkwürdig, dass diese Kirche, die selbst aus einer Reformation hervorgegangen ist, heute so reformunfähig sei. Als Gründe sehe er ein fehlendes Problembewusstsein sowie egoistisches Machtinteresse. Die Kirche müsse sich viel mehr damit beschäftigen, wie das evangelische Profil geschärft werden könne und wie sie die Menschen wieder erreiche. Barrenstein: „Was unterscheidet ein evangelisches Gymnasium, Seniorenheim oder Krankenhaus von anderen Anbietern?“ Wenn das christliche Element nicht erkennbar sei, solle man es besser gleich lassen.

Kritik am EKD-Ratsvorsitzenden: Wenig Impulse für die Zukunft der Kirche

Kritik übte Barrenstein am Vorschlag des EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), für junge Leute die Kirchensteuer zu reduzieren. Dies sei eine „bekloppte Idee“. Die Kirche versuche, ihre Probleme mit Preispolitik zu lösen. Das könne nicht funktionieren. Es habe keinen Sinn, die Preise zu senken, wenn die Qualität des Angebots nicht stimme. Für ein tolles Angebot würden die Menschen auch bereit sein, den Preis dafür zu bezahlen. Ferner äußerte Barrenstein Kritik an den von einem EKD-Zukunftsteam veröffentlichten elf Leitsätzen zur Zukunft der Kirche. Das Papier werde in einer Synode diskutiert, die ihre letzte Sitzung hat. In einem Jahr trete eine neue Synode zusammen und es werde ein neuer Ratsvorsitzender gewählt. Hinter diesem Vorgehen stecke keine Strategie. Ein Zukunftspapier gehöre an den Anfang einer Leitungszeit. In diesem Punkt sei die Amtszeit von Bedford-Strohm eine verlorene Ratsperiode. Zwar habe dieser an anderen Stellen deutliche Zeichen gesetzt. So stehe er für Flüchtlingshilfe, den Kampf gegen den Klimawandel und für Ökumene. Doch wenn man danach frage, welche Impulse er für die Zukunft der Kirche gegeben hat, falle ihm nicht viel ein, so Barrenstein.

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