Frei-/Kirchen
Kritik am Kurs der Gnadauer Leitung
22.12.2015
Siegen (idea) – Der Evangelische Gemeinschaftsverband Siegerland-Wittgenstein ist besorgt über den Kurs des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, dem er angehört. Anlass sind Äußerungen des Gnadauer Präses und Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), in der Tageszeitung „Die Welt“ am 15. Dezember. Darin hatte Diener die Evangelikalen aufgefordert, selbstkritischer zu sein. Er verlangte ein neues Denken über Homosexualität, Politik und Mission. Seiner Meinung nach debattieren Evangelikale beispielsweise zu oft über das Thema Homosexualität. Er sehe auf der einen Seite für die in fast allen Landeskirchen praktizierten Segnungs- oder Trauungsgottesdienste keine Anhaltspunkte in der Bibel. Auf der anderen Seite habe er aber auch gelernt, anzuerkennen, dass „Menschen bei dieser Frage die Bibel anders lesen“, so Diener. Von daher erkenne er auch Geistliche an, die meinten, ihre homosexuelle Partnerschaft vor Gott verantworten zu können.
„Eure Rede sei: Ja, Ja; nein, nein“
Dieser Umgang Dieners mit der Bibel ruft im Siegerländer Gemeinschaftsverband – wie es heißt – „tiefe Bestürzung hervor“. Eine Erklärung, die von Präses Manfred Gläser (Hilchenbach) unterzeichnet ist, kritisiert vor allem Dieners „plurale“ Haltung bei der Segnung homosexueller Partnerschaften: „Wer die Bibel als maßgebliche Autorität für Leben und Glauben der Christen anerkennt, kann nicht gleichzeitig Auffassungen anerkennen, die ihr diese Autorität absprechen.“ Zur Begründung verweist der Verband auf ein Wort von Jesus Christus: „Eure Rede sei: Ja, Ja; nein, nein“ (Matthäus 5,37).
Kritik gehört in die Seelsorge, nicht in die Öffentlichkeit
Kritik wird auch an Dieners Einschätzung geübt, wonach sich Landeskirchliche Gemeinschaften gegenüber der Gesellschaft „hinter einer unsichtbaren Mauer“ abschotteten. Nach dem Neuen Testament sollten sich, so der Verband, Christen und Gemeinden „nicht dieser Welt gleichstellen“ (Röm 12,2). Kein Verständnis habe man auch für die Kritik Dieners an der „Selbstgerechtigkeit“ mancher Gemeinschaftsleute: „Diese Kritik gehört zunächst in die Seelsorge und nicht in die Medien.“ Die Gnadauer Gemeinschaften und Werke brauchten geistliche Stärkung vom Präses, der ihnen hilfreich zur Seite steht, Brücken baut und klare Grenzen zieht, wann immer es erforderlich sei: „Wir sehen das im Moment leider nicht.“ Weil Diener selbst seine Kritik öffentlich geäußert hat, reagiere auch der Gemeinschaftsverband „in Verantwortung gegenüber unseren Glaubensgeschwistern schweren Herzens öffentlich“. Einen Offenen Brief von Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), in dem er die Äußerungen Dieners kritisiert hatte, unterschreibe man „vollinhaltlich“. „Siegerland-Wittgenstein“ ist mit 3.500 Besuchern in 71 Gemeinschaften der größte regionale Verband in Nordrhein-Westfalen.
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank.